Camping Gravatscha | Samedan | Magazin Zürich

20. September 2016
Hotel-Tipp

Ein bisschen Bonanza

Vom Campen haben wir nicht viel Ahnung. Die Holzbungalows auf dem Camping Gravatscha hingegen waren richtig heimelig – inmitten grandioser Natur.

Zehn Schritte hinter unserem Holzbungalow beginnt der Wald. Lichter Wald mit uraltem Baumbestand und Moosboden. Eichhörnchen flitzen umher. Runter zur Flaz, pures, milchiges Gletscherwasser, sind es etwas mehr. Den Blick auf die sonnenbeschienenen Berghänge geniessen wir von unserer Veranda aus im Sitzen. Vor uns ein Glas Rotwein und ein Plättchen mit Engadiner Spezialitäten. Pläsier in Reinkultur. Auf dem Campingplatz Gravatscha.

Sehe ich einen Campingplatz, dann bewege ich mich, so der Normalfall, daran vorbei. Solche Orte sind im Allgemeinen nichts für mich: zuviel Wirrwarr und Unaufgeräumtes. Haufenweise bunte Auslegeware, billiges Plastikbesteck und organisiertes Puff, dafür wenig Privatsphäre und keine Möglichkeit, sich ins Behagliche zurückzuziehen. Das ist nicht so mein Ding.

Weit weg von überkandideltem Luxus
Die neun Holzbungalows auf dem Campingplatz Gravatscha, die sind aber total mein Ding. Mehr noch, die sind genial; und, um das auch noch gesagt zu haben, wir stolperten ganz zufällig darüber. Im vergangenen Jahr, auf einer unserer Wanderungen Richtung Val Bever. Da standen wir am Wegrand, machten grosse Augen und malten uns aus, wie es sein muss, hier einige Tage zu verbringen. Hübsch zurückgezogen. Weit weg von überkandideltem Luxus, im Tausch gegen Gemütlichkeit und idyllische Ruhe. Von hohen Arven gut beschattet, umgeben von Wäldern, Feldern und hohen Bergkämmen.

Die Häuslein selber sind klein, haben aber alles, was es braucht, und sind so konzipiert, dass es sich auch bei schlimmstem Huddelwetter gemütlich darin aushalten lässt. Schlechtes Wetter hatten wir nicht. Und trotzdem: Im Engadin kühlt es gegen Abend rasch und empfindlich ab. Und auch die frühen Morgenstunden sind an diesem Hang nicht sonnenverwöhnt. Der Reiz des Campierens liegt aber darin, dass man trotzdem viel draussen ist und etwas unternimmt – und das taten wir. Von frühmorgens bis spätabends. Raus in die Täler, rein in die Wälder und rauf in die Höhe. Und dies alles ohne Auto und andere Verkehrsmittel, denn die Wanderwege beginnen quasi vor der Haustüre.

Raus in die Täler, rein in die Wälder und rauf in die Höhe.

Vor der Haustüre liegt auch die kleine Veranda. Streng genommen ist sie ein Logenplatz mit Sicht auf eine reich inszenierte Bühne. Malerischer geht es nicht. Friedvoller auch nicht. Für uns war sie das bevorzugte Plätzchen. Morgens vor dem Wandern für das Frühstück, am frühen Abend für den Aperitif mit einem kleinen Häppchen. Den Tisch nett eindecken, einen warmen Pullover überziehen, sich entspannt zurücklehnen, abschalten und geniessen. Dieses Programm muss man hier nicht erfinden, es ist gegeben. Wenn man so will, von Mutter Natur und einem klugen Bauherrn.

Apropos Bauherr: Über den gibt es einiges zu erzählen. Oder über sein Restaurant, die Piste 21, das ebenfalls so gut wie vor der Haustüre liegt und in dem man formidabel isst und zu äusserst fairen Preisen grossartigen Wein trinkt. Aber das sind andere Geschichten. Jede für sich eine Erzählung wert. Mehr dazu an ebendieser Stelle zu einem späteren Zeitpunkt.

Über die Region
Ganz klar: Im Engadin ist die Natur die Hauptdarstellerin. Eine Landschaft zum Verlieben mit einem unglaublichen Panorama, kristallklaren Seen und einem zauberhaften Licht. Nirgends sind die Eindrücke malerischer. Die Arvenwälder riechen nach frischem Harz, romantische Täler spenden in der sonnendurchfluteten Landschaft kühlen Schatten und alte Engadinerhäuser mit ihren wuchtigen Steinmauern, den typischen Sgraffiti und sonnenverbrannten Stallanbauten säumen die Routen für Wanderer und Berggänger.

Text: Urs Blöchliger | Fotografie: Urs Blöchliger

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