Urs Blöchliger | Publizist | Magazin Zürich

31. Dezember 2010
Spass muss es machen

Geld ist kein Glücksbringer

Und trotzdem: Wer in Armut lebt, der ist ziemlich beschissen dran, allen romantischen Träumen vom einfachen Leben auf der Insel zum Trotz.

Geniale Sache, so ein Editorial. Es gibt mir die Möglichkeit, auch ungefragt meine Meinung kundzutun und Kommentare abzugeben. Und das Tolle ist: dieses Teil wird aufmerksam gelesen. Wirklich wahr! Darum nutze ich Schlaumeier diese Möglichkeit, in dieser Ausgabe eine offenbar brennende Frage zu klären und räume zeitgleich mit einem Klischee auf.

Bereit? Gut, dann mal los: Nein, mit einem Magazin – wie Sie es gerade in den Händen halten – wird man nicht reich. Man kann davon leben. Mehr nicht. Na gut, okay. Spass macht es auch. Und das ist doch auch etwas – oder nicht!?

Jetzt habe ich eine Frage: Warum in aller Welt will der Mensch immer wissen, wieviel jemand verdient und ob sich ein Engagement finanziell auch lohnt? Kürzlich habe ich sogar irgendwo gelesen, dass der gemeine Mitbürger sein Einkommen mit dem seiner Freunde, Kollegen und Nachbarn vergleichen würde. Schneide er dabei schlechter ab, fühle er sich elend. Und weiter stand da: Ein Verdienst von einer Million im Jahr sei nicht genug um glücklich zu sein, wenn derjenige wisse, dass seine Freunde zwei Millionen verdienen. Das ist doch bescheuert!

«Finden Sie einen, der behauptet, er sei zehnmal glücklicher.»

Nein, ich bin nicht neidisch auf höhere Einkommensschichten. Naiv bin ich auch nicht, und mein Blick auf den freien Markt – so denke ich – ist ziemlich intakt. Gesund ist auch mein Interesse an einem guten Einkommen, denn dieses gibt Spielraum. Dennoch behaupte ich: Geld ist kein matchentscheidender Glücksbringer. Vorausgesetzt, die Grundversorgung ist sichergestellt.

Allen romantischen Träumen zum Trotz
Denn keine Frage: Wer in Armut lebt, der ist ziemlich beschissen dran, allen romantischen Träumen vom einfachen Leben auf der Insel zum Trotz. Andersrum beruht unsere Konsumgesellschaft auf der Idee, dass man Glück kaufen kann. Falsch! All der zusätzlich angehäufte Schrott verschafft uns nur ein kurzfristiges Glücksgefühl, und die Freude an den materiellen Errungenschaften nutzt sich im Nu ab. Nicht einverstanden? Nun, es gibt einen einfachen Weg, Ihnen meine These zu beweisen: Suchen Sie einen Kollegen, der mit 60 zehnmal reicher ist als mit 20. Das ist nicht schwer. Aber finden Sie mal einen, der behauptet, er sei zehnmal glücklicher.

Text: Urs Blöchliger | Fotografie: Fredy Tschui

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