Outdoor Butler | Carlton St. Moritz | Magazin Zürich

16. Februar 2017
Der Begleiter für draussen

Der Outdoor Butler vom Carlton

Egal, ob man Tourist ist oder Reisender, etwas Aussergewöhnliches erleben oder das Gewöhnliche anders sehen will – Urs führt einen ans Ziel.

Ab und zu sieht man in der Halle des Carlton einen grossen Mann mittleren Alters stehen mit einem Teint, wie ihn nur Menschen im Gesicht haben, die einen grossen Teil ihres Lebens im Freien, unter der Sonne und im Wind, verbringen. Der Mann heisst Urs Wiederkehr, ist seit dreissig Jahren von Beruf Skilehrer bei der Skischule St. Moritz, deren Lehrer «red legends» genannt werden wegen ihrer roten Anzüge und weil es die Schule seit fast hundert Jahren (seit 88 genau) gibt. Seit neuestem ist er zudem der Outdoor Butler des Carlton.

Dunkelstes Schwarzeis
Sorry – was ist ein Outdoor Butler? «Ein Begleiter für draussen», sagt Urs. Wenn man ihn «Herr Wiederkehr» nennt, sagt der 53-Jährige weiter, werde es ihm unwohl. Das sei ihm zu formell. «Und ab 2000 Meter über Meer duzt man sich sowieso.» St. Moritz liegt auf gut 1800 M. ü. M. Doch wenn man Urs bucht, damit er einen Ausflug mit einem macht, ist man schnell ein paar hundert Höhenmeter weiter oben. Man fährt dann mit ihm beispielsweise in Richtung Berninapass zum Lago Bianco, dem See, der im vergangenen Dezember – trotz seines hellen Namens – das dunkelste Schwarzeis seit vielen Jahren aufwies. Weil es die längste Zeit, als sich das Eis gebildet hatte, trocken war. Solche Naturschauspiele und andere Sehenswürdigkeiten zeigt einem Urs, und darum ist er nicht oft in der Carlton-Halle anzutreffen.

Sein Job sei einfach – «ich muss nicht viel machen, das Engadin ist schön genug, es spricht für sich», sagt er. Seine grösste Herausforderung sei es, Gäste dazu zu bewegen, seine Dienste in Anspruch zu nehmen und also das Hotel zu verlassen. Das hat was. Wie jeder, der schon einmal im Carlton wohnen durfte, weiss – weshalb nach draussen gehen, wenn es einem drinnen so gut gefällt … Doch die meisten Gäste seien im Grunde unternehmenslustig und zu haben für Exkursionen, sagt Urs weiter. Wenn sie sich bloss mehr Zeit nehmen könnten. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer im Carlton beträgt 4,3 Tage, und die sind oft schon verplant.

Das Aussergewöhnliche erkennen
Irgendwie schafft er es dann aber doch, dass man sich ihm anschliesst; kurze Aufenthaltsdauer hin, dichtes Programm her. Er bringe Ruhe in die Köpfe der Gäste, die er begleiten darf, sagt er. Und was er zudem wolle: aus Touristen Reisende machen. Touristen wollen Spektakuläres sehen, wogegen im Grunde nichts einzuwenden sei. Reisende dagegen können das Aussergewöhnliche im scheinbar Gewöhnlichen erkennen. Ihnen genüge es, eine Felswand, die sie vielleicht schon ein Dutzend Male gesehen haben, beim dreizehnten Mal etwas länger und genauer anzuschauen. Denn die Natur offenbare immer wieder Neues, so noch nicht Gesehenes. Falls es ihm gelinge, diese Erkenntnis zu vermitteln, habe er sein Ziel erreicht, sagt Urs.

Auch falls jemand doch lieber Tourist sein mag als Reisender, weil ihm das Felswandbetrachten vielleicht zu Zen-mässig ist, hat Urs einen Vorschlag parat, der ihm Freude bereiten wird. «Zum Beispiel einen Tagesausflug nach Tirano gleich hinter der Grenze – wenn im Oberengadin im März noch tiefer Winter herrscht, ist in Italien schon fast Frühling», sagt der Outdoor Butler. Halten Sie also Ausschau nach Urs, seinem Teint und seinen Ideen. Egal, ob Sie ein Reisender werden wollen oder zufrieden sind als Tourist und eine abwechslungsreiche Zeit verbringen – und sich einen Teint holen möchten.

Text: Mark van Huisseling | Fotografie: Karine & Oliver

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