Julia Faulhaber | Hotelexpertin | Magazin Zürich

29. Juni 2016
Mit Leib und Seele Hotels vermarkten

Die Hotelexpertin

Hier wird Klartext geredet: Julia Faulhaber über Kunden die zu ihr passen, gute Freunde, schlaflose Nächte und was sie auf die Palme bringt.

Sie ist attraktiv, gross und blond. Ihr erfrischendes Lachen, und sie lacht oft, kommt aus der Mitte ihres Herzens. Und so könnte man deprimierend rasch bei einem Klischee landen. Wenn man nicht aufpasst und nur hinschaut, aber nicht hinhört. Genau hinhören, das sollte man aber unbedingt, denn Julia Faulhaber weiss viel zu erzählen. Darüber, was sie tut und gern tun würde. Wie sie tickt und warum sie tut, was sie tut. Nämlich coole Hotels vermarkten. Und das mit Leib und Seele.

Ein aufgestelltes Wesen ist sie, «bunt wie ein Blumenstrauss». Julia Faulhaber, 38, hat sich auf die Repräsentation von kleinen und privaten Hotels spezialisiert. Zusammen mit vier Mitarbeiterinnen, «ganz tolle Mädels», macht sie das, was sie alle bestens können und worauf sich ihre Kunden verlassen: Unterstützung anbieten und für Entlastung sorgen. «Wir setzen Akzente im persönlichen Service, haben stets ein wachsames Auge auf den Markt, entwickeln Konzepte und verhandeln Konditionen» sprudelt es aus Julia heraus, so wie es ihrer lebhaften Art entspricht. «Und», fährt sie fort, «wir organisieren Veranstaltungen, vermitteln Kandidaten und beraten in kniffligen Situationen.»

Julia Faulhaber | Hotelexpertin | Magazin Zürich

Julia, die eigentlich Biologie studieren wollte, was ihre Eltern damals aber «nicht so prickelnd» fanden, entschied sich dann angesichts ihres Faibles für Sprachen, Menschen und Reisen für den Tourismus. «Ich bin kein Routinemensch, lerne mit Freude Neues dazu und netzwerke sehr gerne.» Julia bezeichnet sich selber als «echte Fränkin». Sie hat in Marktheidenfeld das Abitur gemacht und dann als Au-pair-Mädchen in Genf Französisch gepaukt. Sitzt man Julia nun gegenüber, dann kann man sich dieses junge Mädchen beim Verfolgen seiner Ideen und Ziele gut vorstellen. Im Hier und Jetzt, inzwischen mit einem Rucksack voller Erfahrungen – Kempinski St. Moritz, Park Hotel Vitznau und Baur au Lac Zürich – ist sie zwar eigenständig und selbstständig, doch aus ihren Augen spricht noch immer jugendlicher Schalk. Er ist so etwas wie ihr Markenzeichen und zeigt liebenswürdig, dass Julia eine aufgeweckte und lebenslustige Frau ist. Und zwar durch und durch.

Unverschuldete Fehler ausbügeln
Aber oha lätz! Julia kann auch anders: Es gibt sie, die Menschen, deren Zusagen so leer sind wie ein Sack voller politischer Versprechen. «Das ist etwas, das mich auf die Palme bringt», sagt Julia ernst und macht damit klar, dass sie mit unaufrichtigen und oberflächlichen Menschen «das Heu nicht auf der gleichen Bühne hat.» Abhängig sein, von Dritten, das ist ebenfalls nicht ihr Ding. Und schon gar nicht, wenn sie unverschuldete Fehler ausbügeln muss. Als Vermittlerin zwischen Hotel, Gästen, Journalisten und Zulieferern ist das aber nicht immer vermeidbar. Geht dann tatsächlich auch mal etwas in die Hose, so ist das zwar ärgerlich, gehört aber genauso zum Geschäft wie der Erfolg. Für diese gelegentlichen «Niederschläge» hat Julia ihr eigenes Rezept: «In solchen Momenten klinke ich mich mal kurz aus, lege gute Musik ein – Coldplay oder Tote Hosen – oder gehe eine Weile an die frische Luft.» Und wenn denn mal gar nichts mehr geht, sagt sie, «gehe ich eine Stunde in den Wald rennen, danach sieht die Welt wieder ganz anders aus.»

Gefestigt ist sie, die Hobbygärtnerin, sie mag es, wenn es grünt, bunt wird und immer etwas zum Naschen da ist, in erster Linie in ihrer Familie. Wann immer die Agenda es zulässt, ist die zusammen und man unternimmt gemeinsam etwas. Am liebsten draussen in der Natur. «Filip, der jüngere Sohn, kommt bald in den Chindsgi und Maximilian in die Primarschule.» Jungs in diesem Alter, das sind echte Energiebündel, sagt die junge Mutter ohne Bedauern, aber mit Respekt vor der Aufgabe mit den Wildfängen. Auch sonst gibt es einiges zu erledigen und zu koordinieren: Einkaufen, Kochen, Müllentsorgung, Wäsche, «die ganz alltäglichen Dinge halt» sagt Julia, macht aber auch sofort klar, dass sie hier voll und ganz auf ihren Mann zählen kann. «Ob im Beruf oder im Privatleben, Frank steht immer hinter mir. Er unterstützt mich, wo er kann, gibt mir den Halt und die Ruhe, die mir nach einem anstrengenden Tag so wichtig sind.»

Miteinander durch dick und dünn
Wichtig sind dem jungen Paar auch ihre Freunde. Solche, die sie schon ein ganzes Leben lang begleiten. «Leider wohnen wir inzwischen an unterschiedlichen Orten, in verschiedenen Ländern und da ist es nicht einfach, sich häufig zu sehen.» Diese Menschen bedeuten Julia viel, und sie ist überzeugt, dass sie gegenseitig aufeinander zählen können: «Echte Freunde gehen für und miteinander durch dick und dünn und sie getrauen sich Dinge zu sagen, die man vielleicht nicht so gerne hört.» Distanzen und ständiger Kontakt spielen da eine untergeordnete Rolle. «Was zählt, sind die gemeinsamen Werte und Erlebnisse.»

Ganz schlimme Eigenschaften
Geld und Luxus stehen bei Julia nicht zuoberst auf der Wunschliste – Freizeit und berufliche Freiheiten sind ihr wichtiger. Sie gibt aber auch unverhohlen zu, dass sie noch nie im «Minus» gelebt hat. Obschon: «Unser Hauskauf hat mir dann doch einige Nächte den Schlaf geraubt. Inzwischen haben wir uns daran gewöhnt», sagt sie lachend. Julia hat den Erfolg nicht krampfhaft gesucht, er kam zu ihr. In kleinen Portionen, aber stetig. Unterstützt und gefördert wurde sie dabei von ehemaligen Arbeitgebern und langjährigen Weggefährten. «Wundervolle Menschen, denen ich viel zu verdanken habe», sagt Julia ausdrücklich, weiss aber auch vom Gegenteil zu berichten: «Neid und Missgunst sind für mich ganz schlimme Eigenschaften. Dort, wo ich heute stehe, das habe ich mir erarbeitet. Dafür habe ich viel Herzblut, Zeit und Energie investiert», sagt sie und macht damit klar, dass sie mit Neidern und Eifersüchteleien zwar umgehen, auf abschätzige Bemerkungen hingegen allergisch reagieren kann.

Julia Faulhabers Team ist gut vernetzt und steht mit den Medien, dem Tourismus und wichtigen Dienstleistern aus der Wirtschaft in regem Kontakt. «Wir suchen uns die Kunden aus, die zu uns passen», sagt Faulhaber und erklärt weshalb: «Wenn wir alles geben und mit Passion dabei sein wollen, dann müssen wir uns in den Auftraggeber einfühlen können. Die Chemie muss stimmen», deutet sie weiter an, «sonst arbeiten wir aneinander vorbei». Julias Agentur kann einiges tun und vieles richtig machen, aber ihr sind auch Grenzen gesetzt. Sie hat keinen Einfluss auf die Destinationen, auch nicht auf wirtschaftliche Entwicklungen und das Wetter. «Wir wollen nicht über den Preis verkaufen, sondern über Emotionen. Schüttet es aber, so wie in den vergangenen Wochen geschehen, wie aus Kübeln, funktioniert einfach nichts mehr. Dann fühlst du dich wie ein Profisportler, der wochenlang trainiert hat und nun informiert wird, dass das Spiel ausfällt», formuliert sie solch frustrierende Situationen bildhaft.

«Das ist ein ökonomisches Gesetz.»

In Julias Leben wird noch das eine oder andere Spiel ausfallen. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Das ist ein ökonomisches Gesetz. Muss sie sich darüber Sorgen machen? Ich denke nicht. Macht sie sich Sorgen? Julia wäre nicht Julia, würde sie diese Frage nicht mit einem Schmunzeln vergelten: Es werde immer Reisende geben, die das Individuelle schätzen und für gute Qualität etwas mehr bezahlen. «Und solange wir weiterhin auf so wunderbare und zuverlässige Kunden zählen dürfen, uns mit Leidenschaft für deren Anliegen einsetzen können und uns diese Arbeit Spass macht, habe ich nicht die kleinsten Bedenken», sagt sie sympathisch selbstsicher.

Pariert wird mit Humor
Wo sich Julia und ihr Team positioniert haben, ist klar. Und wohin ihre Reise geht wohl auch. Da muss sich niemand Sorgen machen. Weder ihre Kunden, noch deren Gäste – und auch nicht Julia und ihre «tollen Mädels». Die werden tun, was sie können, und der Rest liegt nicht in ihrer Hand. Pariert wird dann mit Humor, Kreativität und einem hübschen Portiönchen Selbstvertrauen. Nur nicht ins Bockshorn jagen lassen, das ist die Devise.

Text: Urs Blöchliger| Fotografie: Karine & Oliver

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