Martin von Moos | Hotel Belvoir | Magazin Zürich

27. August 2017
Motivation in Reinkultur

Hotel Belvoir – fester im Ort verankert denn je

Wie Geschäftsführer Martin von Moos dieses Meisterstück gelang und was eine Bratwurst damit zu tun hatte.

Die Betreiber des Hotels Belvoir in Rüschlikon hatten nach der Eröffnung 2011 eine mittlere Herkulesaufgabe zu stemmen. Hier das neue Konzept, dort die grosse Zahl von Wünschen einer alteingesessenen und treuen Kundschaft.

Dazu muss man folgendes wissen: Das Belvoir, ein Haus mit einer fast 300jährigen Geschichte, 1721 von Diethelm Schobinger erbaut, wurde anfangs der 1950er Jahre an die Gemeinde Rüschlikon verkauft und ging so faktisch auch in die Hände der Rüschliker über. Diese liebten und schätzten «ihr Belvoir» über alle Massen und die Begeisterung für das Haus kühlte erst ab, als sich dessen Betriebsverluste häuften. Als die Gemeinde das Hotel 2009 verkaufte, die Einwohner stimmten dem Verkauf mit grosser Mehrheit zu, machte sich beim einen und anderen Rüschliker dennoch Wehmut und Traurigkeit breit. So ist das nun mal mit wahren Leidenschaften.

Gut gemeinte Tipps
Zwei Jahre später stand das nagelneue Belvoir am alten Platz. Gebaut nach klugen Plänen, ausgerüstet mit einem zeitgemässen Konzept und unter neuer Führung. Am Tag der Neueröffnung kamen einige tausend Leute. «Dieses ausserordentliche Interesse war natürlich Motivation in Reinkultur», erinnert sich Martin von Moos. «Gleichzeitig war auch erkennbar, dass viele langjährige Gäste skeptisch waren, was wir da Neumodisches aus dem ehemals gutbürgerlichen Hotel gemacht haben.» Und, wie das so ist bei Gewohnheiten und alten Gepflogenheiten, in den ersten Monaten gingen massenhaft gut gemeinte Tipps ein. Aber auch Änderungsvorschläge wurden kundgetan und Reklamationen vorgetragen. Kurzum: die «alte» Klientel vermisste das alte Belvoir. Insbesondere die Speisekarte, namentlich die geliebte Bratwurst gab Anlass zu Diskussionen.

«Der rege Meinungsaustausch hat gute Dienste geleistet.»

«Einfach ist es weiss Gott nicht immer gewesen», beschreibt von Moos diese Zeit rückblickend, «aber ein wertvoller Prozess». Der rege Meinungsaustausch habe gute Dienste geleistet, führt er weiter aus, und mitunter dem Belvoir geholfen, zu werden, was es heute ist: ein modernes Hotel mit internationaler Kundschaft und zugleich fester im Ort verankert denn je. «Ich denke, wir haben vieles gut gemacht und es ist schön zu erkennen, dass uns die Rüschliker wieder rundum vertrauen», sagt Martin von Moos und macht klar, wie wichtig ihm das herzliche Einvernehmen mit den Ortsansässigen ist. «Sie sind unser Rückgrat, tragen zur Originalität des Belvoir bei und sind untrennbar mit dessen Geschichte verbunden. Auf immer und ewig, wenn man so will.»

Martin von Moos | Hotel Belvoir | Magazin Zürich

Wer aktuell einen Blick in die Speisekarte wirft, der stellt fest, dass die Bratwurst nicht mehr aufgeführt ist. «Die haben wir vor einiger Zeit von der Karte genommen», schmunzelt von Moos und sagt: «darüber sind wir endgültig hinweg.» Wen wunderts, ob all den anderen Leckereien und einladenden Kreationen. Lässt man dann noch den Blick über den Zürichsee schweifen, dann begreift man die Rüschliker und versteht ihre Verbundenheit mit dem Belvoir. Mir würde es da nicht anders ergehen. In der Tat tut es das nicht.

Text: Urs Blöchliger | Fotografie: Karine & Oliver

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