Restaurant Scalottas | Hansjörg Ladurner | Magazin Zürich

3. August 2017
Nach Lust und Laune kombinieren

Ladurners bildende Kreativität

Wer denkt, Genussfreude erleben und zugleich Allgemeinbildung abzubekommen sei abwegig, dem könnte im Scalottas ein helles Licht aufgehen.

Wer mich kennt, der weiss, dass ich nicht so der Schickimicki-Typ bin. Auch in Sachen Verköstigung nicht. In der Regel sind mir deftige Gerichte, also einfach Zubereitetes, dafür schmackhaft und sättigend, lieber als all diese neumodischen Trink- und Esskulturen, die ich nicht mal aussprechen, geschweige denn korrekt um- und beschreiben kann. Auch lege ich keinen grossen Wert auf kulinarische Referenzen. Weshalb mir Gault-Millau-Punkte und Michelin-Sterne ebenfalls nicht besonders imponieren.

Ich sage nicht, das eine müsse zwingend mit dem anderen kollidieren. Auch behaupte ich nicht, diese «Dekorationen» müssen nicht verdient werden. Das tun sie zweifelsohne. Ein bisschen Theater und Spass am Tisch liegen auch noch drin, finde ich. Ein Schuss Kreativität auf dem Teller ebenfalls. Aber, das sollte nicht vergessen gehen, zum Schluss geht es um Inhalte.

Pure Lustbarkeit, dieses Kreuzüber von Leckereien
Ein Beispiel, wo sich «das Eine» und «das Andere» die Waage halten, habe ich kürzlich in der Lenzerheide erlebt. Im Scalottas, um präzise zu sein und um damit auch gleich eine Empfehlung abzugeben. «Vergessen Sie für einmal Vorspeise, Hauptgang und Dessert. Stellen Sie sich Ihr eigenes Menu frei zusammen und kombinieren Sie nach Lust und Laune», heisst das Credo von Küchenmeister Hansjörg Ladurner und Souschef René Bissig. Gut tut, wer sich an diesen Appell hält. Denn dieses Kreuzüber von zahlreichen Leckereien ist wirklich ein Vergnügen. Und damit der Gast auch mehrere Gänge ausprobieren kann, was ich jedem ans Herz lege, sind die Portionen eher klein gehalten.

Dass Ladurner und Bissig hauptsächlich regionale Produkte verwenden, ist gefällig und macht Sinn. Dass sich mit einer einfachen Frage an Restaurantleiter Thomas Boksch herausfinden lässt, woher die Lebensmittel stammen, wer sie produziert und wie die Tiere gehalten werden, ebenfalls. Am Nebentisch wurde gar mit Interesse darüber diskutiert, wer im Einzelfall dahintersteckt und dass man, falls man das wolle, diese Menschen auch kennenlernen kann. Dies, nur nebenbei bemerkt, ist jetzt jene Art von Kreativität, die ich sehr zu schätzen weiss. Sie hat nämlich auch etwas Bildendes, finde ich.

Im Scalottas fühlt man sich pudelwohl
Apropos Diskussion: Gutes Essen, so meine Meinung, macht dann Freude, wenn das Drumherum genauso stimmt. Also die Unterhaltung, die Atmosphäre und der Service. Dazu will ich Folgendes sagen: In der heimeligen Arvenstube des Scalottas fühlt man sich nicht nur pudelwohl, sondern auch exzellent aufgehoben. Und wer das mit der Unterhaltung nicht hinkriegt, sorry, der ist selber schuld.

Text: Urs Blöchliger | Fotografie: Jürg Waldmeier

2 Kommentare
  1. Brigitte Schwarz
    Brigitte Schwarz sagte:

    Ich lese hier zufällig diese – schon ältere – Bewertung und kann ihr nur voll und ganz zustimmen! Ja, im TERROIR kocht man mit den Jahren noch feiner, noch subtiler, noch vergnüglicher….. Welche Aromenspiele bei gleichzeitigem Bekenntnis zum Produkt und der Verbundenheit mit dem schmeckbaren „Terroir“ desselben!
    Es ist ein einzigartiges, unvergessliches Restaurant, das wir bei jedem Besuch in Lenzerheide regelmäßig aufsuchen, ein Ort, an dem wir das Verwöhnprogramm von der Küche bis zum exzellenten Service und dem Tropfen im Glas genießen.
    Brigitte Schwarz, Tübingen

    Antworten
    • Urs Blöchliger
      Urs Blöchliger sagte:

      Liebe Brigitte, guten Tag
      Sehr schön, wenn es dir dort gefallen hat und das Restaurant noch immer zu empfehlen ist. Das freut mich sehr! Voraussichtlich sind wir im kommenden Sommer wieder dort und werden dann ebenfalls wieder reingügseln…
      Mit lieben Grüssen in eine wunderbare Vorweihnachtszeit. Urs Blöchliger

      Antworten

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