20. März 2018
Kämpfen mit Regeln
Patrik Wolf und seine Leidenschaft
Leidenschaft ist ein Charakterzug, der unermüdlich sucht, was Leiden schafft – und dennoch Freude macht.
Während ausgewiesene Pädagogen «hochprofessionell» über die Vor- und Nachteile von Kuschelpädagogik, Zucht und Ordnung und Ritalin debattieren, gibt es auch solche, die machen ihre eigenen Erfahrungen zur Berufung und leben vor, was sie verkünden. Und zwar 1:1 und ohne doppelten Boden. So zum Beispiel Patrik Wolf, Sicherheitsexperte und Inhaber von Invictus Training in Horgen.
Das Erstaunliche ist, dass Patrik selber keine einfache Kindheit hatte, als Jugendlicher so manche Dummheit mitmachte und dabei hätte abgrundtief fallen können. Mit Betonung auf «hätte». Dass er dies nicht tat, verdankt er, so seine eigenen Worte, einer Handvoll grossmütiger Menschen und dem Sport. Seinem Sport, dem Boxen. Einer Leidenschaft notabene, die ihn mittlerweile seit über 40 Jahren in Bewegung hält. Glück gehörte gewiss auch zu seiner Vita, genauso wie ein wohlmeinendes Schicksal.
Vielleicht liegt es an diesen vier Umständen, dass Patrik sein Wissen weder mit dem Mahnfinger noch in selbstgefälliger Manier unter die Leute bringt, sondern mit Empathie und vor dem Hintergrund seiner eigenen Lebensgeschichte. Und weil er darin total authentisch ist, nimmt man ihm seine Lehren auch ab. Jung und Alt gleichermassen.
Als Kampfsportler weiss Patrik, dass Selbstkontrolle wichtiger ist als ein hohes Selbstwertgefühl. Denn es ist Ersteres, welches Letzteres beeinflusst und nicht umgekehrt. Gute Selbstkontrolle macht Kinder für das spätere Leben stark, so die Devise von Wolf. Sie haben sich besser im Griff, können wirksamer mit kniffligen Situationen umgehen und sind dadurch weniger gestresst. Selbstkontrolle jedoch erlernt man nur durch Disziplin. Die Voraussetzung für Disziplin, man höre und staune, ist Konsequenz. Also Konstanz, Beharrlichkeit und ein gewisses Mass an Strenge.
«Sei du selbst, nur stärker!»
Spätestens jetzt, alles andere würde mich überraschen, tritt die Gilde der Skeptiker auf den Plan. Hobby-Pädagogen ebenso, und all jene, die es grundsätzlich besser wissen. Zumindest in der Theorie. Trotzdem: Ich nehme dieses Statement nicht zurück. Erstens, weil ich aus eigener Erfahrung zutiefst überzeugt bin, dass es seine Richtigkeit hat und zweites, weil Patriks Wirken für sich spricht. Neugierigen Familienvätern und ängstlichen Müttern, allenfalls auch umgekehrt, lege ich darum eine Besichtigung vor Ort ans Herz. Findet selber heraus, was es mit meinen Ausführungen auf sich hat. Danke für das Vertrauen. Auch im Namen von Patrik Wolf.
Zu guter Letzt noch dies: In manchen Medien wird Kampfsport als «hirnlose Gewalt» verschrien. Im Einzelfall mag dies fraglos zutreffen. Grundsätzlich aber, und nur das zählt, kenne ich keine andere Sportart, wo sich die Gegner mit derart viel Fairness, Höflichkeit, Respekt und Disziplin gegenüberstehen. Und wenn Kindern etwas mit auf ihren Lebensweg bekommen sollten, dann wohl ebendiese Werte.
Text: Urs Blöchliger | Fotografie: Karine & Oliver
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