16. Mai 2018
Bühnenstück an der Rigi-Südflanke
Ein Hauch von Ibiza in Vitznau
Charmant ist er, der Vitznauerhof und direkt am Ufer des Vierwaldstättersee gelegen. Eingebettet in einen Park mit altem Baumbestand, etwas Kunst und verschwiegenen Plätzchen.
Der ideale Ort also, um die Seele baumeln zu lassen, oder, als Gegenentwurf dazu, um eine zünftige Party zu feiern.
Wenn ich «zünftig» schreibe, dann meine ich zünftig. Wie eine Party eben sein soll. Sein muss. Okay, der Anlass, um den es hier geht, war ein Ding in eigener Sache – nämlich die Saisoneröffnung 2018. Vielleicht kann man das nicht wirklich als Massstab nehmen. Als Referenz und Empfehlung hingegen schon. Perfekter inszenieren lässt sich, so meine Meinung, ein richtig bombiges Fest nämlich kaum. Auch dann nicht, wenn man ziemlich verwöhnt und reich beschenkt ist. Man kann mir jetzt vorwerfen, dass der Begriff «zünftig» bestreitbar ist, ähnlich wie die Qualität von Dieter Meiers Ojo de Agua oder ein erfrischendes Bad im derzeit noch a…kalten Vierwaldstättersee. Fakt ist, uns hat’s gefallen. Und den anderen rund 200 Gästen ebenfalls, hörte ich sagen.
Die Kunst des stilvollen Timings
Auf der Einladung stand «Starten Sie ab 17 Uhr mit uns in die Sommersaison». Zu früh aufkreuzen, das weiss jeder, tut man in einem solchen Fall nicht. Das ist unhöflich. Zu spät kommen soll man hingegen auch nicht, da verpasst man leicht etwas – wenn’s ungünstig läuft sogar den Anschluss. Folglich, ich nenn das die Kunst des stilvollen Timings, tauchen wir eine halbe Stunde nach offiziellem Beginn auf. Und, voilà, einmal mehr die richtige Entscheidung. Die bereits anwesende Gesellschaft ist noch damit beschäftigt, Freunde zu begrüssen, Küsschen hier, Küsschen da, alte Bekannte auszumachen und sich gegenseitig vorzustellen. Die Stimmung ist wohl temperiert, das Feld überblickbar mit genügend Raum, um sich entspannt unter die Leute zu mischen. So, dass man gesehen und wahrgenommen wird, ohne sich aufzudrängen. Der perfekte Moment, finde ich, die Bühne zu betreten.
Apropos Bühne: Silbrig, türkisfarben oder schiefergrau liegt er da, der See. Alle paar Minuten gestaltet das Licht die Szenerie neu. Sachte drückt der Abendwind aufs Wasser, lässt kleine Wellen gegen den Holzsteg und die Ufermauer schwappen. Dieses stete Plätschern tut der Seele gut. Es löst den Geist und entkrampft die Körperspannung. Frohes Geplauder und eine sanfte Dosis Ibiza-Lounge-Musik akzentuieren dieses «in den Wolken schweben». So lässt es sich leben – in der Hand ein Glas feinfruchtiger Franciacorta, in den Ohren ein behagliches Brummen und Summen, im Auge reihum froh gestimmtes Publikum in hübschen Trikotagen und mit strahlenden Gesichtern. Jeder einzelne fühlt sich wohl. Tut sich an allerlei Köstlichkeiten gütlich, klatscht und tratscht, verbreitet heitere Stimmung, liebäugelt mit Begehrlichkeiten, flirtet gar oder frönt der Nichtstuerei. In anderen Worten: Man kostet das Leben aus.
Urlaubsgefühle simulieren
Die Gründe, warum über der Szenerie ein Touch Ibiza schwebt, sind erstens, dass es in Vitznau ein ähnliches Mikroklima gibt und, zweitens, dass Raphael Herzog, der Gastgeber und neue Direktor vom Vitznauerhof, im vergangenen Jahr einige Monate im ibizenkischen Hotel Cas Casi verbrachte. Neben einigen Beach- und Partybesuchen ging er dort Freunden zur Hand, liess sich vom Zauber der Insel inspirieren und brachte eine Handvoll Ideen mit. Natürlich, kann man jetzt sagen, gibt es eigentlich keinen Grund, weshalb man ein Stück mediterranes Flair an den Vierwaldstättersee importieren muss. Es sei denn, man möchte Urlaubsgefühle simulieren und damit Menschen glücklich machen. Und sei es nur für einige Stunden. Oder über ein Wochenende.
Womit ich beim wahren Grund für diesen Beitrag bin: Ibiza, und jetzt redet der Romantiker in mir, ist mir lieb und teuer, fast schon heilig, und daher immer wieder eine Reise wert. Vitznau hingegen könnte es künftig werden. Von Tür zu Tür, das ist wörtlich zu verstehen, benötige ich für die Anfahrt schlappe vierzig Minuten. Ein Katzensprung also. Bin ich einmal hier, beginnt der Urlaub quasi sofort. Tasche aufs Zimmer, Buch unter den Arm, runter in den Park, der Tageszeit angepasst Bestellung aufgeben, und in Nullkommanichts schwebe ich im siebten Himmel. Seit ich von Zuhause losgefahren bin, ist kein Stündchen vergangen und ich fühle mich, sorry für die Wiederholung, bereits pudelwohl. Das können Sie auch haben – Anruf genügt! Gucken, ob was frei ist und buchen. Fertig. Der Rest ergibt sich von selbst.
Perfekt ist perfekt
Zurück zur Party: Man kann allerhand über einen gelungenen Anlass sprechen. Oder schreiben. Grossartiger wird er dadurch nicht. Im Gegenteil: Ihn mit haufenweise Adjektiven zu illustrieren und damit hunderterlei Empfindungen breitzutreten ist eher geistlos. Perfekt ist perfekt. Diese Aussage lässt keinen Spielraum zu. Dass die Party bis in die frühen Morgenstunden dauerte und derweil rege besucht war, sagt auch einiges aus, finde ich. Sie denken folgerichtig, wenn Sie jetzt denken, einzelne Gäste seien in der Konsequenz wohl etwas blass um die Nase zum Frühstück erschienen und hätten mit steifen Bewegungen am Buffet gestanden. Dem ist schon so, allerdings hatten alle ein zufriedenes Lächeln im Gesicht und, so meine Vermutung, waren um einen zauberhaften Abend reicher.
Epilog
Ein grosses Tamtam um Persönlichkeiten zu machen ist nicht mein Stil. Vorzugsweise lass ich hierfür die Bilder der Fotografen Christian Bleissem, Benno Klandt und Chris Krebs sprechen. Was ich mir hingegen nicht verkneifen kann ist, Küchenchef Jeroen Achtien und sein Team mit dem Prädikat «allererste Sahne» zu loben. In demselben Masse applaudiere ich der Sängerin Laxmi Easwaran und dem Saxophonspieler Jens Smith. Meine uneingeschränkte Wertschätzung gilt auch jenen, die hinter der Bühne wirkten und unermüdlich für unser Wohl sorgten. Euch allen sei Dank für einen unvergesslichen Abend.
Text: Urs Blöchliger | Fotografie: Diverse Akteure
Lieber Urs
Vielen Dank für den tollen Bericht und deinen Besuch bei uns im Vitznauerhof. Das gesamte Team und ich freuen uns bereits heute auf ein Wiedersehen!
Raphael
Lieber Raphael, guten Morgen
Wir haben zu danken. Für einen unvergesslichen Abend und einen erholsamen Aufenthalt. Immer wieder gerne!
Der Beitrag, übrigens, der wird rege gelesen und scheint zu begeistern. Das passt, gefällt und freut uns sehr.
Ein wunderbares Wochenende und liebe Grüsse
Sandra & Urs