Jockey Schweiz

10. Juni 2013
Mann mit Bodenhaftung

Porträt Marc Meyer

Roland Falk traf den Chef von Jockey Schweiz in der Caffè Bar Al Leone an der Zürcher Bahnhofstrasse – ein starker Mann für herausfordernde Zeiten.

«Wir gehören zu den Top Drei der Branche.»

Ewig gültige Credos sind nichts für ihn. «Jeder Tag hat seine eigene Gesetzmässigkeit», sagt Marc Meyer, 40, auf dem Vorplatz der Zürcher Caffè Bar Al Leone, nippt kurz an seinem Espresso und doppelt nach: «Ein Stück weit sollte man sich ständig neu erfinden.» So klar wie seine Worte ist seine Stimme, eine, das spürt man, die Gehör findet, ohne dass der Manager laut werden muss. Jedenfalls kommt sie locker an gegen das Gequietsche der Trams an der Bahnhofstrasse. Eine wichtige Klarstellung geht deshalb nicht unter: «Ich richte mich ständig nach Neuem, bin aber nie ein Anpasser.»

Meyer ist seit zweieinhalb Jahren der bestimmende Mann für den schweizerischen und österreichischen Markt von Jockey, dem «big name» in Sachen Tag- und Nachtwäsche, der mit über 140 Lizenzunternehmen weltweit ein Begriff ist. Und er steht in vorderster Linie, wenn sein Arbeitgeber für ganz Europa Strategien und Visionen diskutiert, «zwei meiner Lieblingsthemen». Meist 12, mitunter aber auch 15 Stunden täglich gibt sich der Kadermann in alles ein, «nicht als Gehetzter und Gedrückter, sondern als einer mit Lust an dem, was ihn umtreibt». Egal, ob er von Margen, Mitarbeitern oder Materialien redet – immer ist da Leidenschaft, «ohne die ich mir nichts vorstellen mag».

Meyer ist gelernter Kaufmann, bildete sich stetig weiter, nahm spielerisch Herausforderungen an. Für ihn selber, sagt er, gelte das Gleiche wie für das 137-jährige US-Familienunternehmen Jockey: «Man sollte sich nie saturiert zurücklehnen, sondern so oft wie möglich aus Komfortzonen wegbewegen.»

Jockey ist okay, das gilt hierzulande für eine wachsende, vorwiegend virile Klientel. Spätestens, seit in der Werbekampagne «Show you’re Jockey» attraktive Models die Hose herunterliessen. «Der Mann ist allmählich recht selbstbewusst, wenn’s um intimste Kleidungsstücke geht», sagt Meyer. Dass Frauen bei des Partners Wahl der Unterhosen kaufentscheidend wirken – «das nimmt ab». Was nicht verwundert, denn im breiten Sortiment von Jockey findet sich jeder Typ zurecht. «Von traditionell bis modern findet er jedes Design.»

Die Zahlen stimmen, «wir gehören zu den Top Drei der Branche», sagt Meyer, er habe also einiges richtig gemacht. «Und natürlich auch mein Team», fügt er bei. Leuten seines Vertrauens delegiert er viel Verantwortung, «anders kann man gar nicht effektiv managen», er sei jedenfalls keiner, der alles an sich reisse. Hohe Ansprüche stellt er, das schon, «aber auch an mich selber», und bisweilen gehen die «bis zum Perfektionismus», bis seine Frau, eine Ärztin, ihm sagt, er solle wieder mal «runterkommen». Dann klinkt er sich aus, liest und geniesst eine Zigarre, «genetisch bedingt, mein Vater arbeitete im Tabakgeschäft», hört klassische Musik oder sucht mit seinen beiden Kindern die Natur. «Ich habe durchaus Bodenhaftung, bin kein Apparatschik und möchte, dass sie den Geruch von Gras kennen.» Als Grenadier ist er oft auch im Gebirge und weiss deshalb, dass Klettern nicht nur auf der Karriereleiter Spass macht. «Verstiegen habe ich mich noch nie. Ich setze wie bei Jockey auf kalkulierbare Risiken.»

  • Patrick Stumm
  • Roland Falk
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