No Billag | Markus Cavegn | Magazin Zürich

18. Januar 2018
Editorial

No Billag

Ach herrje, was wird da gestritten, geflucht, gedroht und der Teufel an die Wand gemalt. Von Anarchie ist die Rede. Davon, dass die Schweiz ihre Identität verlieren könnte. Die Initianten nennt man libertäre Sektierer und antidemokratische Extremisten. Da wird aus vollen Rohren geschossen. Mit schwerem Geschütz und grossen Kalibern. Fast entsteht der Eindruck, einige der wortgewaltigen Gegner sähen ihre Felle den Bach runterschwimmen.

Reden wir doch mal Klartext. Hinter der SRG steht ein Jahresumsatz von 1.6 Milliarden Franken. Rund 80 Prozent von diesem Brocken werden über, jetzt kommt ein hässliches, aber wahres Wort, Zwangsgebühren finanziert. Das Unternehmen indessen, es ist ein Verein, verfolgt keinen Gewinnzweck, steht, nach eigenen Worten, im Dienste der Allgemeinheit, hält handkehrum Beteiligungen an Kapitalgesellschaften, betreibt Kooperationen und pflegt Medienpartnerschaften. Heikel, findet ihr? Ist es wahrscheinlich auch, in etwa so problematisch wie die kolossale Grösse des Ladens. Mittlerweile hängen knapp 7’000 Lohnempfänger direkt am Tropf der SRG. Indirekt profitieren noch einmal so viele davon.

Man kann erahnen, was beabsichtigt ist
Wer die Mühe auf sich nimmt, mit dem Leistungsauftrag der SRG vertraut zu werden, sich in die Mission ein- und das Leitbild durchliest, versucht, die unzähligen Ansprüche, Vorhaben, Ziel- und Randgruppen, nicht zu vergessen die Sprachregionen, die da unter einen Hut gebracht werden wollen, zu erfassen, dem wird ganz Sturm im Kopf. Man kann zwar erahnen, was beabsichtigt ist. Im Kern für gut befinden kann man es auch. Die Erkenntnis, dass die Fülle in der gegebenen Hülle nicht zufriedenstellend verwirklicht werden kann, liegt trotzdem auf der Hand. Und ein rigoroser Gegenvorschlag dem Volk am 4. März zur Abstimmung vor.

Im grössten Medienhaus der Schweiz wird allerhand Schwachsinn produziert.

Dass es soweit kommt, finde ich richtig. Schliesslich sind 1.3 Milliarden Franken Gebührengelder ein stattlicher Batzen. Damit lässt sich Einiges anfangen. Dies sagten sich auch die Verantwortlichen bei der SRG und gaben es mit beiden Händen aus. Manchmal, leider zu oft, am Ziel vorbei. Damit spielten sie den Initianten der No-Billag-Initiative haufenweise Argumente in die Hände. Und auch ich finde, im grössten Medienhaus der Schweiz wird allerhand Schwachsinn produziert und werden in grossen Mengen Geistlosigkeiten ausgestrahlt. Sich allein darüber auszulassen wäre ein abendfüllendes Thema. Es wäre aber auch eine unsachliche Diskussion, weil, erstens, jeder andere Interessen hat und, zweitens, die Geschmäcker verschieden sind.

Von Luxuslösungen steht da nichts geschrieben
Darüber also müssen wir nicht sprechen, wenn Lösungen gesucht werden, die besser und günstiger sind. Worüber wir reden müssen, ist, ob das Volk gezwungen werden darf, für etwas, das es gar nicht will, eine Gebühr zu zahlen. Und, wie gross die SRG sein muss, um zum Funktionieren der Demokratie beitragen zu können, darüber müssen wir reden. Denn, werte Leser, geschätzte Befürworter der SRG, in der Definition des «Service Public» ist von Grundversorgung die Rede. Von Luxuslösungen, Selbstbedienungsladen und «Jeder kann mitmachen» steht da nichts geschrieben. Es sein denn, ich habe mich verguckt.

Zur Karikatur
Ich mag Leute, die aus der Reihe tanzen. Markus Cavegn tut das mit Scharfsinn und Humor. Hübsch dosiert, manchmal auch nicht, aber stets wunderbar authentisch. Seine Karikaturen, so finde ich, machen Ideen, Themen und Charaktere sichtbar. Und damit greifbar. Andere Beiträge dazu gibt es bereits, weitere werden folgen und alle können an dieser Stelle nachgelesen werden.

  • Markus Cavegn
  • Urs Blöchliger
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