Markus Caveng | Illustrator | Magazin Zürich

30. Januar 2017
Im Dunstkreis des Zürcher Nachtlebens

Provokant und witzig

Hält man sich artig an das Kredo «Positives zuerst», dann gibt es «gute Werbung» und «schlechte Werbung». Bei Lichte besehen funktioniert dieser Zirkus allerdings spiegelverkehrt: haufenweise geistloser Schund ohne Biss und Witz. Für die Gilde der Kreativschaffenden ein jämmerlicher Leistungsausweis, für den Konsumenten, dem dieser Schwachsinn auf den Sack gehen dürfte, eine Plage.

Wie überall gibt es Ausnahmen und über die wollen wir an dieser Stelle reden. Es ist aber nicht meine Rede, sondern jene von Markus Rottmann. Er schrieb vor nicht allzu langer Zeit folgendes:

Seit vier Jahren hinterlässt der Werber, Illustrator und Künstler Markus Cavegn seine ideenreichen Spuren. Insbesondere im Dunstkreis des Zürcher Nachtlebens. Überall tauchen Bilder und Zeichnungen von ihm auf. Manchmal als bittere Kommentare und schwarzhumorige Reflektionen zum Zürcher Zeitgeschehen. Immer schön unberechenbar, stets provokant und witzig.

Cavegn kritzelt seine Eingebungen direkt auf Wein-Etiketten, bemalt Leinwände oder bespannt Bilderrahmen mit Papier und hängt diese Artefakte dann in Bars auf. Zum Beispiel. Oder in Restaurants, bei Freunden und anderen Auftraggebern. Seine Einfälle sind spontane Interventionen. Mal dadaistisch, mal entlarvend direkt, aber stets mit spitzer Feder und extraschwarzer Tusche. Oft sind die verwendeten Materialien so spontan wie sinnig. Auch hier wird direkt aus dem Leben gegriffen. Cavegn verwendet auch schon mal Rotwein oder Tipp Ex für seine Werke. Und thematisiert er die 2,1 Kilo Kokain, die täglich unsere Limmat hinuntergespült werden, so wird für die entsprechende Karikatur der reine Schnee verwendet.

Markus Caveng | Illustrator | Magazin Zürich

Kein Mann grosser Worte und langer Reden
Der 58-jährige kommt, der Name sagt es, ursprünglich aus dem Bündnerland. Aus dem Bergdorf Brigels genau genommen. Aufgewachsen ist er jedoch in Zug, erfahre ich bei einem Kaffee, und leben tut er seit über 40 Jahren in Zürich. Cavegn ist kein Mann grosser Worte und langer Reden. Das, was er von sich gibt, hat allerdings Substanz und prägt sich ein. Eine imaginäre Brücke zu schlagen, von „mancherorts gelebt“ zu „in vielen Gebieten begabt“, scheint mir hier angebracht. Hat auch damit zu tun, denk ich mir, dass rundherum Beweisstücke hängen oder liegen. An den Wänden, auf dem Pult und der Staffelei. Die einen zu Ende gebracht, andere auf dem Weg dahin und solche, wo die Saat noch im Boden steckt. Zumindest für den Aussenstehenden.

Markus Caveng | Illustrator | Magazin Zürich

Ohne Firlefanz und Fallnetz
Wer beim stets schwarzgewandeten Bünder hereinschaut, der stösst die Türe auf und steht mittendrin. Im Atelier genauso wie im privaten Leben. Da gibt es keine Grenzen. Stilles Nachdenken, lautstarkes Verwerfen, kreatives Schuften und Schinden fliessen mit subkulturellem Wohnen in bestem Einvernehmen ineinander. Da ist nichts aufgesetzt. Alles brachial echt, ohne Firlefanz und Fallnetz. Wenn Cavegn also behauptet, er sei ein Feind des Gewöhnlichen und Kreativität sei seine DNS, dann sind das keine Floskeln, sondern «fadegradi» Realität. Die Beweise für seine Statements lassen sich auf 360 Grad einsehen.

Markus Caveng | Illustrator | Magazin Zürich

Ein Geschenk des Himmels
Ich mag Leute, die aus der Reihe tanzen. Markus tut das mit Scharfsinn und Humor. Hübsch dosiert, manchmal auch nicht, aber stets wunderbar authentisch. Solche Typen, so denk ich mir, sind ein Geschenk des Himmels. Darüber lohnt es sich zu berichten. Davon will man mehr. Mit diesem Beitrag machen wir den Anfang. Weiteres folgt in Kürze.

  • Markus Cavegn
  • Urs Blöchliger
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