Urs Blöchliger | Publizist | Magazin Zürich

28. Januar 2015
Geistige Unterforderung

Volksverdummung mit System

Die Voraussetzungen für eine landesweite Verblödung sind gut in einer Medienlandschaft, in der die publizistische Qualität kontinuierlich abnimmt.

Uns geht es nicht gut. Soviel ist mal klar. Nicht nur, weil wir prinzipiell zu viel Zeit vor irgendwelchen Bildschirmen verbringen. Unsere geistige Leistungsfähigkeit nimmt auch ab, weil wir uns alles brühwarm und sorgfältig vorgekaut servieren lassen. Und den ganzen Scheiss und all das zusammengelogene Zeugs auch noch glauben. Will sagen, weil wir nicht genügend selbständig denken. Oder zumindest mitdenken.

Doch genau das ist das Ziel der Drahtzieher der Macht. Den Spitzen von Wirtschaft, Politik und Medien. Je blöder das Volk, desto einfacher lässt es sich lenken. Das funktioniert prima! Je mehr Müll der Mensch täglich auf allen verfügbaren Kanälen konsumiert, desto weniger wird er geistig gefordert. Je weniger der Mensch seinem Verstand abverlangt, desto blöder wird er. Und je blöder man den Menschen hinkriegt, desto einfacher lässt er sich von A nach B schubsen und ausnehmen.

In der Einfachheit liegt die Genialität. Die Voraussetzungen für eine gründliche Volksverdummung sind gut in einer Medienlandschaft, in der die publizistische Qualität kontinuierlich abnimmt. Episodenhafte Berichterstattung, dürftiges Hintergrundwissen, ungenügende Kritik- und Kontrollfunktionen, fehlende Themenrelevanz und zunehmender Autonomieverlust sind wunderbare Nährböden dafür. Im Gegenzug stimmt die populäre Aufmachung der einzelnen Formate. Hat ja auch was für sich.

Je blöder das Volk, desto einfacher lässt es sich lenken.

Was uns da täglich vorgesetzt wird, ist zwar weitgehend unter jeder Sau, hat aber eine immense Anhängerschaft. Millionen sehen regelmässig dabei zu, wie sich Teenager gegenseitig fertigmachen, B-Promis Ungeziefer fressen und notgeile Bauern von ihren Herzdamen verarscht werden. Und während in Foren darüber diskutiert wird, wer die geileren Brüste hat, die Katzenberger oder die Geiss, rückt die weniger unterhaltsame Frage, ob man nicht einmal etwas gegen die wachsende Armut im eigenen Land tun sollte, völlig in den Hintergrund. Und das, ehrenwerte Leserschaft, finde ich höchst problematisch.

Text: Urs Blöchliger | Fotografie: Karine & Oliver

0 Kommentare

Hinterlasse einen Kommentar

Willst du mitreden?
Sag uns, was du denkst.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

 

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.