Martin Schaffner | Schaffner Gartenmöbel | Magazin Zürich

28. Oktober 2019
Swissness aus Müllheim

Martin Schaffner hat den Durchblick

In den Hallen der Thurgauer Firma Schaffner wird seit über 60 Jahren gebogen, gefräst, gestanzt und gelocht. Das Ergebnis sind Gartenmöbel der Extraklasse.

Als Mix aus Tradition und Modernität sind die Objekte für den Garten so unverwechselbar wie Martin Schaffner, die eine Hälfte der Firmenleitung. Geschniegelt, das wäre das falsche Adjektiv für ihn. «Währschaft bin ich, wie unsere Ware», sagt Martin Schaffner, 57, ein einnehmend hemdsärmliger Typ und alles andere als ein herkömmlicher Repräsentier-Manager. Er trägt keine Massanzüge, und sein Büro hat vermutlich der Zufall, aber ganz sicher kein Top-Designer gestaltet. «Solcher Schischi bringt nichts, das steigert den Absatz keinen Deut», sagt der Mann, dessen Firma im thurgauischen Müllheim der Inbegriff für zeitlos schöne Gartenmöbel ist. Mit seinem Neffen Samuel, 38, bildet er das Führungsduo des Familienunternehmens, «das jeden Franken in die Produkte und deren Weiterentwicklung investiert».

Ein «Nischenplayer» sei das Unternehmen, sagt Schaffner. Einer allerdings, der sich erfolgreich behauptet im hart umkämpften, vor allem vom Fer­nen Osten besetzten Markt. Unter anderen beliefert er Coop, Migros und Möbel Pfister, und die Stück­zahlen sind beachtlich. «Pro Saison setzen wir etwa 40 000 Produkte ab», verrät der Co-Chef, der sich ausser ums Kaufmännische «möglichst unkonventionell» ums Marketing und den Verkauf kümmert. Die Mitarbeiter, viele von ihnen seit Jahrzehnten im Betrieb und mit dem Führungsduo beinahe schon familiär verbunden, ziehen mit. Bei ihnen gilt Schaffner als «Chaot mit Durchblick», der früh ler­nen musste, auf gescheite Weise anzupacken. Sein Vater, der mit einem «Badezimmer-Hockerli» be­gann, das er mit seiner Frau in der Waschküche fer­tigte, forderte ihm ständig Hilfe ab – «fast die ganze Freizeit ging drauf». Und muckte man, gabs schon mal «ein paar an die Löffel». Eigentlich aber, sagt Schaffner, war der Senior viel zu lieb: «Er brachte den ersten ausziehbaren Gartentisch auf den Markt, und ich bekam fast Vögel, als der für 490 Franken gehandelt wurde. Wert war er nämlich garantiert 990 Franken.»

Gehört zum Mobiliar in jeder Gartenbeiz
Martin übernahm den Betrieb 1992, mit einer Bilanz «weit unter null». Geschickt erweiterte er das Sortiment, das heute in einem 40-seitigen Katalog angeboten wird. Darin findet sich auch der Säntis-Stuhl, der Klassiker, auf dem jeder Schweizer schon mal gesessen haben dürfte, denn er gehört «zum Mobiliar nahezu jeder Gartenbeiz». Ein einfaches Stahlgestell, eine Sitzfläche aus Lättli oder Kunststoffspaghetti, lieferbar in allen möglichen Farben – mehr ist da nicht, und doch ist das Ding weiterhin ein Renner. «Unsere Ware ist zu 75 Prozent Swissness», sagt Schaffner. Ein weiteres Vorzeige­produkt ist der Fiberglastisch Luzern: «Das stabile Blatt ist nur gerade acht Millimeter dick, ein nur bei uns erhältliches Prachtsteil, gopfridschtutz.» Hergestellt wird es bei 150 Grad Hitze in einer Presse, die 1500 Tonnen Druck schafft.

Stahl in rauen Mengen liegt überall im Betrieb, von Computern gesteuerte Maschinen biegen ihn zu Gestellen für die Möbel, und in Hochregaltürmen lagern Teile mit skurrilen Bezeichnungen: «Hinterfuss gelocht», liest man da, «Rücken gebogen» oder «Flacheisen geschert». Schaffner, ein Neffe des legendären Martin Schaffner, der einst abgestürzte Kriegsflugzeuge aus Schweizer Seen fischte, kann auf Anhieb sagen, wo was zu finden ist. Alles sei «wetterfest, UV-beständig und feuerverzinkt», sagt er. Erst wenn eine Grossbestellung eingeht, werden die Rohlinge eingefärbt. «Dank unserem gut bestückten Lager können wir jederzeit blitzschnell liefern und spezifischen Wünschen gerecht werden.»

«Unsere Ware ist zu 75 Prozent Swissness.»

Bisweilen, sagt der Bodenständige, habe er wegen dieses Lagers «zünftig zu kämpfen» bei Banken. «Die halten es für zu riesig und sind nicht fähig, die Vorteile zu sehen.» Vor Jahren sei er wegen solcher Querelen in ein Burnout geschlittert, «aber ich bin ein Stehaufmännchen». Und seither habe er halt gelegentlich «e frechi Schnore», wenn ihm jemand Knebel zwischen die Beine zu werfen versuche. Gegen Banker an sich habe er ja nichts, die machten bloss ihren Job, aber «bei einigen besonders penetranten Exemplaren entwickle ich jeweils eine Sauwolle».

Für tägliches Einerlei taugen wir nicht
Ein Schaffner, spürt man, weiss sich zu behaupten. Impulsiv, innovativ und mit modernsten Mitteln. Die Novitäten der Firma werden nicht nur an der Gartenmöbelmesse in Köln vorgestellt, sondern auch auf Facebook. «Für tägliches Einerlei taugen wir nicht», sagt Martin. «Damit wären wir mit unserer Firma schon lange zwischen Stuhl und Bank gefallen.»

  • Karine & Oliver
  • Roland Falk
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