Leandro Fornito | Breakletics | Magazin Zürich

23. Oktober 2019
Full-Body-Workout

Nobody moves like Leo moves

In seinen Workouts kommen Ausdauer, Beweglichkeit, Kraft und Rhythmus zusammen. Spass und Lerneffekte dabei sind garantiert. Muskelkater ebenfalls.

Leandro Fornito, kurz Leo, ist keiner, der lautstark seine Philosophie kundtut. Leo ist einer, der in ruhigen Worten erklärt, worauf es ankommt beim Trainieren. Er tut dies mit pragmatischen Ansätzen, anhand von ausführbaren Übungen und einleuchtenden Anweisungen. Das mag ich. Weil es, erstens, zielführend ist, zweitens auch von mir, also einem nicht mehr jungen Sportsmann, in die Tat umgesetzt werden kann und das, drittens, nicht nur im Fitness Center – weil ich darauf seit Jahren keinen Bock mehr habe. So in Kurzform die Situation.

Leo, Jahrgang 1989, machte seine Lehre im Zürcher Zoo als Tierpfleger und fand zu dem, was er jetzt tut, über sein Hobby Breakdance. Die Schwelle, über die Leo dafür gehen musste, war keine hohe, eher eine logische. Funktionelles Training ist eine alltagstaugliche und sportartübergreifende Trainingsform, sie beinhaltet komplexe Bewegungsabläufe, die mehrere Gelenke und Muskelgruppen gleichzeitig beanspruchen. Komplettiert mit Musik, Koordination und Abwechslung ergibt das Breakletics. Ein hammermässiges Full-Body-Workout, das rockt. Was wiederum das ist, wozu und worin Leo gegenwärtig animiert und instruiert.

Von Leo und Breakletics erstmals etwas mitbekommen habe ich auf Instagram, dieser Mischung aus Mikro-Tagebuch und audiovisuellem Schauplatz. Was ich dort sah, hat mich beeindruckt. Inspiriert auch. Und neugierig gemacht. Ob ich das für mich nutzen kann, wollte ich herausfinden und tat, was zu tun war. Besser gesagt, ich probierte es selber aus. Machte in der freien Natur Übungen, Fehler auch und hatte mitunter das eine und andere Erfolgserlebnis. Überzeugt, ob das, was ich tat, fehlerfrei daherkommt, war ich indes nicht. Und weil ich Langzeitschäden verhindern will, suchte ich Antworten. Auch ob ich das Maximum aus meinem Workout heraushole, wollte ich wissen. Und wie ich bei minimalem Zeitaufwand die ideale Fettschmelze und den optimalen Muskelaufbau unter einen Hut bringe.

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier
Ich erwähnte es bereits: Allüren, wohlbemerkt ein Charakteristikum in der körperertüchtigenden Branche, sucht man bei Leandro vergebens. Findet aber, ist man offen dafür und lügt sich nicht selbst in die Tasche, Antworten auf allerhand Fragen. Mitunter solche, die man sich selber nicht gestellt hat. Weil man den Tunnelblick hat. Sich im Laufe der Zeit einseitiges Trainieren angewöhnt hat und mögliche Alternativen stur ausblendet. So funktioniert der Mensch. Er ist ein Gewohnheitstier.

Einfache Lektionen, harte Lektionen und beinharte Lektionen
Ganz anders Leo. Man könnte meinen, er habe den Terminus «Alternativen» erfunden. Stur hält er sich, will man das so sehen, höchstens an die saubere Ausführung der Übungen. Was in diesem Zusammenhang kein Makel, sondern oberstes Gebot ist – um hier bezüglich Langzeitschäden und maximalem Trainingserfolg nochmals anzuknüpfen. In Leos Repertoire gibt es einfache Lektionen, harte Lektionen und beinharte Lektionen. Diese wiederum, um es noch abwechslungsreicher zu machen, in verschiedenen Schwierigkeitsgraden. Frei nach dem Motto: kreieren, kombinieren, ausprobieren, umsetzen und komplettieren.

«Leandro Fornito tut, was er tut, mit Hingabe. Mit Empathie.»

Grundsätzlich würde ich nicht sagen, ich sei unfit. Mich auch nicht als Schwächling bezeichnen. Andererseits würde ich, Stand heute, die Begriffe «fit» und «stark» neu definieren. Weil ich mich nach einigen Minuten unter Leandros Fittichen gehörig angeschlagen fühlte. Um nicht sagen zu müssen, dass ich ziemlich auf den Felgen war. Weil ich Muskeln brauchte, von denen ich gar nicht wusste, dass ich sie habe. Weil die, die ich habe, verkürzt sind, mein Bewegungsspielraum also erheblich eingeschränkt ist. Hinzu kam die Erkenntnis, dass meine koordinativen Fähigkeiten ebenfalls zu wünschen übrig lassen. Was unterm Strich heisst: Auch an den Orientierungs-, Differenzierungs-, Gleichgewichts-, Rhythmisierungs- und Reaktionsfertigkeiten muss ich noch arbeiten. So läuft das eben. Oder läuft auch nicht.

Jetzt die gute Nachricht: Es ist, wie es ist. Aber es wird, was ich draus mache. Was, daran zweifle ich keinen Moment, mit der Unterstützung von Leandro gut kommt. Was ich hingegen hinterfrage, sind die Gründe, warum ich dieser Sache nicht schon früher zu Leibe gegangen bin. An der Liebe zur Bewegung hat es nicht gelegen. Zu keiner Zeit. Da geht es mir ähnlich wie Leo. Mit dem Unterschied, dass ich in der Freizeit durchziehe, was für ihn Handwerk ist, mit dem er seinen Lebensunterhalt bestreitet. Obschon bestreiten wahrscheinlich nicht das richtige Wort ist. Weil streiten weit von dem ist, was Leandro tut. Im Gegenteil. Er tut, was er tut, mit Hingabe. Mit Empathie. Gibt das, was er selber lernt, gerne weiter. Macht daraus also kein Geheimnis, eher ein kleines Erfolgsrezept. Deutet feinsinnig darauf hin, dass unser Körper uns ein Leben lang begleitet und wir ihm deshalb Sorge tragen sollen.

Die Freude an der Bewegung aufrecht erhalten
In den kommenden Tagen ziehe ich mit Leandro mein zweites Workout durch. Und dann nochmals eins. Und dann arbeite ich einige Zeit wieder für mich selber. Und an mir weiter. Mit dem Ziel, die Freude an der Bewegung aufrecht zu halten, Belastung, Geschwindigkeit und Intensität zu steigern, genauso wie mein gesamtes Leistungsvermögen. Was durchaus realistisch ist, denke ich. Leo sei Dank.

Text: Urs Blöchliger | Fotografie: Leandro Fornito

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