16. Juli 2012
Modegeschäft mit Zürcher Identität
Porträt Pierre Brunschwig
Mark van Huisseling traf den charismatischen Chef von Grieder und Bongénie in der Griederbar – ein guter Mann für herausfordernde Zeiten.
Der erste Eindruck zählt, der letzte bleibt, heisst es. Wenn man Pierre Brunschwig trifft, ist der erste Eindruck der eines Mannes, der den passenden Beruf hat – Mitbesitzer und einer der vier geschäftsführenden Partner der Brunschwig Holding, die die Modehäuser Bongénie sowie Grieder betreibt. Er trägt unter einem dunkelblauen, einreihigen Anzug aus Schwurwolle (von Bongénie Grieder) ein Hemd von Mazzarelli. Dabei handelt es sich um eine italienische Firma, die Hemden von hoher Qualität herstellt, aber eine im Verhältnis niedrige Bekanntheit hat. «Ich interessiere mich mehr für Produkte als für Marken», sagt Brunschwig und erklärt so nicht bloss seine Garderobe, sondern auch die Leitidee der 25 Geschäfte, die zu seinem Unternehmen gehören. In Läden von Grieder (so heissen sie in der Deutschschweiz) respektive Bongénie (Romandie) gibt es Waren der besten Marken – sowie Waren der besten Marken, die noch nicht jeder kennt. (Er empfiehlt etwa «Dondup» oder Claudio Tonello.)
Von Urgrossvater Adolphe Brunschwig gegründet
Brunschwig, 55, hat Volkswirtschaft studiert und seine Laufbahn bei Breuninger, einem Modehaus in Stuttgart, angefangen. Das Unternehmen Brunschwig wurde Ende des 19. Jahrhunderts von seinem Urgrossvater Adolphe Brunschwig gegründet (Monsieur Bon Génie gab es in dem Unternehmen keinen, es handelt sich dabei um einen Fantasienamen); 1972 kauften die Genfer die Firma Grieder in Zürich. Heute ist Grieder, sagt Brunschwig, ein Modegeschäft mit Zürcher Identität, das zu einer Firma mit einer culture romande gehört; die Gruppe, die auch Max Mara-Boutiquen in der Schweiz umfasst, hat 775 Mitarbeiter, der Umsatz beträgt 217 Millionen Franken (Geschäftsjahr 2011), etwas mehr als die Hälfte davon wird in der Deutschschweiz erwirtschaftet.
Die vergangenen zwölf Monate zählen zu den härtesten, seit er in der Geschäftsleitung ist (seit 1981), sagt Brunschwig. Das wirtschaftliche Umfeld ist nicht gut. Die Branche hat bessere Jahre gesehen – Geschäfte wie Mango, Zara und so weiter, so genannte «Category Killers», nehmen auch sich weiter oben im Markt befindenden Anbietern Kunden weg. Was dagegen Bongénie und Grieder hilft, sich gegen Shops, die bloss eine Marke (oder wenige Marken) verkaufen, durchzusetzen: Dass der «Totallook» out ist, sagt Brunschwig. «Wer auf sich hält, läuft nicht mit Hose, Jacke, Hemd und Schuhen derselben Marke herum.» Man stelle eigene Looks zusammen und gehe dafür in das, was man früher Warenhaus nannte, weil dort alles unter einem Dach zu bekommen ist.
Der erste Eindruck zählt, der letzte bleibt. Was man mitnimmt von einem Gespräch mit Pierre Brunschwig, dessen mediterraner Teint nicht daher kommt, dass er die meiste Freizeit an Deck eines Boots auf dem Lac Léman (oder dem Mittelmeer) verbringt, sondern auf dem Rücken von Pferden (der Springreiter war 2008 sechster an den Elite Schweizermeisterschaften): Als Vertreter der vierten Unternehmergeneration verliert man nicht den Mut, wenn es eine Zeit lang nicht besonders gut läuft, sondern macht weiter. Und man tut das gut gekleidet.
- Patrick Stumm
- Mark van Huisseling
Zur Person
Pierre Brunschwig ist Partner der Genfer Brunschwig Holding. Er ist ein Vertreter der vierten Generation des Familienunternehmens, sein Vater Michel ist dessen Verwaltungsratspräsident. Von Pierre Brunschwig kann man lernen, was sogenannte «Category Killers» sind – und wie man sie überlebt.
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