30. April 2015
Jung, ich?
Auf der Möbelmesse in Mailand
Dort gibt es stets was zu erleben. Einiges davon ist genial, anderes muss man aushalten, durchstehen und einstecken können. Ergo gibt es viel zu berichten.
Ich könnte Ihnen über den bekannten Designer und Architekten Antonio Citterio erzählen, der Möbel entwirft und weltweit Hotels und Bürohäuser baut. Oder über den Auftritt der niederländischen Firma Moooi, die mit ihren ausgefallenen Entwürfen die Branche in Ekstase versetzt. Einiges zu sagen gäbe es auch über meinen Namensvetter, Carlo Colombo, der für Poliform, Moroso, Varenna und andere bekannte Namen arbeitet und dabei immensen Erfolg hat. Über Paola Lenti, die ihre neue Gartenmöbelkollektion eigens in einem Kapuzinerkloster inszeniert hat, gibt es ebenfalls etwas zum Weitersagen. Beispielsweise, dass ihre riesigen und von Hand gemachten Sonnenschirme zum Stückpreis von 13 000 Franken nicht ganz günstig, aber wunderschön sind. Und so weiter und so fort …
Indessen erzähle ich aber lieber von meiner kurzen Pause in der Via Vittorio Emanuele, wo ich mir ein Bier gönnte (welches mit zehn Euro übrigens sauteuer war). Jedenfalls war diese Einkehr sehr aufregend und irgendwie kulturell verbindend. Was es da alles zu sehen gab: Junge Frauen zeigten ihre hübschen Beine, Männer mit Kinderwagen stolz ihre reizenden Kinder und Polizistinnen ihren verdeckten Charme. Japanerinnen präsentierten mit geschwellter Brust und in überdimensionierten Einkaufstaschen ihre Errungenschaften von Gucci, Prada, Armani und Dolce & Gabbana und eine überaus begehrenswerte Blondine, vermutlich aus Schweden, verdrehte einer Gruppe von Jugendlichen den Kopf.
«Amore», sagte sie, «una Moneta?! Giovane, una Moneta?!»
Mich hingegen sprach eine weniger junge Frau aus Rumänien an und bat um Geld. «Amore», sagte sie, «una Moneta?! Giovane, una Moneta?!» Jung, ich? Und wie lange hat mich niemand mehr Liebling genannt – zumindest auf Italienisch. Ach, wie ich sie doch liebe, diese Möbelmesse in Mailand! Sie tut mir immer wieder das Herz auf. Jahr für Jahr.
Text: Ivano Colombo | Fotografie: Karine & Oliver
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