5. Juli 2017
Es geht nicht immer ums Geld
Daniel Kost: Vom Banker zum Hotelier
«Himmel-Herrgott-Nochmal, was war ich nervös», berichtet uns Daniel Kost im Interview. «Noch nie wollte ich etwas so sehr wie diesen Job.»
Es gibt Dinge, Geld zum Beispiel, die werden ganz einfach überbewertet. Ich erzähl euch jetzt mal von einem, der ganz unerwartet zu ebendieser Erkenntnis kam, seinen gut bezahlten Job an der Börse an den Nagel hängte, sich schlau machte, nochmals die Schulbank drückte und jetzt Direktor im Hotel Belvoir ist. Nein, das ist keine Räubergeschichte, sondern eine, so finde ich, wohltuende Wirklichkeit.
Reine Altersweisheit kann nicht das alleinige Motiv für die Richtungsänderung gewesen sein, dazu ist Daniel Kost, Jahrgang 1975, zu jung. Was genau ihn denn angetrieben habe, will ich wissen und bekomme von Kost die Antwort, «ein Schlüsselerlebnis auf dem Fussballplatz». Dort sei ihm ein Licht aufgegangen, als ihn ein Freund mit Stolz darüber informierte, es sei soweit, er habe endlich die nötigen zweitausend Stutz zusammengespart und könne nun sein Auto abholen. Zu einem Betrag notabene, den der gleichaltrige Kost an der Börse während einigen Stunden verdienen konnte.
Was andere mit einem Schulterzucken abtun, löste bei Kost eine ganze Reihe von Fragen aus. Darunter waren wohl auch Lebens– und Sinnfragen, denn das kritische Reflektieren führte dazu, dass er seinen Job kurzerhand hinschmiss. Kost hatte das Bedürfnis, etwas Neues anzugehen. Einen Plan hatte er nicht. Auf Verständnis stiess er in seinem Umfeld genauso wenig, wie ihm selber klar war, wohin die Reise gehen würde. «Retrospektiv betrachtet ist die Redewendung ‹ein Sprung ins Ungewisse› wohl eine klitzekleine Untertreibung», sinniert Kost mit einem Lächeln.
Gespräche und Nachdenken
Wofür andere ein ganzes oder zumindest ein halbes Leben brauchen, das schafft Daniel Kost, so macht es den Anschein, auf Windesflügeln. Eine dreimonatige Laufbahnberatung brachte ihn nach vielen Gesprächen und haufenweise Nachdenken auf die Hotelfachschule. Dort bewarb er sich, konnte, unter der Bedingung, dass er sofort ein Praktikum absolviere, in vier Monaten anfangen und wurde beim Hotel Belvoir vorstellig. Der damalige Direktor beendete das Vorstellungsgespräch wie folgt: «Sie haben an der Börse gearbeitet und wollen nun die Hotelfachschule machen? Sie sind ein Spinner. Aber Sie können morgen anfangen.»
«Also trug er die rund 24’000 Franken auf die Post, rahmte den Beleg ein und stellte ihn gut sichtbar auf den Nachttisch.»
Nun ist natürlich nicht alles Gold, was glänzt und zwischenzeitlich gab es auch schwierige Momente. Die Hotelfachschule beispielsweise musste Kost auf einen Schlag bezahlen. Also trug er die rund 24’000 Franken auf die Post, rahmte den Beleg ein und stellte ihn gut sichtbar auf den Nachttisch. Wenn jetzt, jeweils morgens um 5.15 Uhr, vor der Frühschicht der Wecker klingelte, genügte ein Blick auf die eingerahmte Quittung und er wusste wieder, wofür er aufstand.
Als Kost nach dem Praktikum an die Hotelfachschule weiterzog, sagte er sich: «Hier gefällt’s mir, irgendwann komme ich zurück und werde Direktor.» Arrogant? Mitnichten. Wohl eher selbstbewusst und zielgerichtet. Nach seiner Ausbildung war Kost einige Jahre in der Hotellerie im Tessin und in Arosa unterwegs, kreiste gedanklich jedoch immer ums Belvoir herum, das inzwischen mit einem überarbeiteten Konzept einen Neuanfang wagte. Als dort dann die Stelle für einen stellvertretenden Direktor ausgeschrieben war, setzte er alles auf eine Karte, sprach vor und machte das Rennen. «Himmel-Herrgott-Nochmal, was war ich nervös», berichtet Kost rückblickend. «Noch nie wollte ich etwas so sehr wie diesen Job.»
Eine Portion Glück
Die Moral der Geschichte? Es geht nicht immer ums Geld. Und, mindestens so essenziell: «Das Geheimnis des Könnens liegt im Wollen.» Daniel Kost hat sich haargenau an den Ausspruch von Giuseppe Mazzini gehalten. Ich wage gar zu behaupten, sein Erfolg gründet genau auf diesem Grundsatz. Und einer kleinen Portion Glück.
Text: Urs Blöchliger | Fotografie: Karine & Oliver
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