Maprox | Messtechnik | Magazin Zürich

17. Juli 2017
High-Tech-Geräte

Tüftler und Modernisierer

Bei Max Maurer und Adrian Zwirner, den Managern von Maprox, geht’s um Feinheiten. Und nicht um Lippenbekenntnisse oder gar Effekthascherei.

Zuerst der Kennerblick, dann die exakte Prognose und schliesslich die ruhige Hand. Wenige Minuten später hat der Uhrmacher die defekte Armbanduhr repariert. Geholfen hat ihm ein Gerät, in das er meine Uhr für die Reparatur eingespannt hat. Was genau ist das und wie funktioniert dieses Teil? Auf meiner Spurensuche lande im südöstlichsten Zipfel des Kantons Zürichs.

Die wärmende Morgensonne prallt an den heruntergelassenen Rollos ab. Dass der Sommer mit Wucht an die Produktionshallen klopft, kümmert da drin keinen. Zumindest nicht offensichtlich. Da wird hochkonzentriert gearbeitet. Muss auch. Denn hier, in einem unscheinbaren Gebäude am Rand von Wetzikon, entstehen kleine Wunderwerke der Technik. Präzisionsmaschinen mit sperrigen Namen wie «Spannzangenhalter PM ER32», «mikroporöse Vakuumplatte» oder «ST Sinustisch».

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Was tun diese Geräte? Wer stellt solcherlei her? Und vor allem: warum? Antworten darauf bekomme ich in den spartanisch eingerichteten Büros, eine Etage über der Produktion. Zwei Schritte aus dem Treppenhaus, und schon stehe ich dem Inhaber Max Maurer gegenüber, der von seinem Monitor hochblickt und mich mit einem «Ah, schon da?» begrüsst. So präzise unten gearbeitet wird, so unprätentiös sieht es hier oben aus. Alles fliesst ineinander: Administration, Forschung, Marketing, Buchhaltung, Personalabteilung und Telefonzentrale. Kein Schnickschnack: Hier wird erdacht, nicht geschwelgt. So gesehen könnte die pragmatische Begrüssung besser nicht passen.

Sachbezogen, das finde ich ganz flott heraus, sind auch die Antworten des Gründers und Namensgebers: Sachlich, präzis und restlos ohne Schnörkel. Pragmatisch durch und durch. Ein Beispiel dazu: Max Maurer wollte das positiv besetzte „Pro“ in seinem Firmennamen haben. Also kombinierte er besagten Terminus mit seinen Vornamen und fertig war Maprox. Unklug ist dieser Kniff nicht, finde ich, und wer Maurer gut zuhört, dem ist auch klar, dass es ihm bei diesem Konstrukt weder um Effekthascherei noch um ein Lippenbekenntnis geht. Dieser Entschluss entspricht ganz einfach seiner Haltung. Seinem Wesen.

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«Wir bauen vieles noch von Hand», holt Maurer weiter aus und erzählt in seiner ruhigen Art von den Anfängen. Von damals, als er die Firma gekauft und noch fast alles selber gemacht hat. Von der Modellskizze zur Produktion, von dort in den Handel und Verkauf. Dies alles mit gerade mal drei Mitarbeitenden. Derweil sind es zehn. Inzwischen sind aber auch einige Jahre vergangen und Maurer möchte sich schrittweise zurücknehmen und an seinen Nachfolger Adrian Zwirner übergeben. Auch die Nachfolge, wen wundert es, wurde sauber und umsichtig geplant.

Akzeptanz und Respekt
Zwirner, früher vorwiegend für Weltkonzerne unterwegs, war in seiner einstmaligen Funktion für mehr als nur eine Handvoll Mitarbeitende zuständig. Als erfahrener Manager weiss er aber, dass, wenn es um Akzeptanz und Respekt geht, nicht die Grösse des Betriebs entscheidet, sondern das Erkennen und Verstehen von Blockaden im Vordergrund steht. Wer den beiden Männern zuhört, merkt rasch: Hier haben sich zwei gefunden. Der präzise Tüftler und Gründer, der übergeben möchte, und der energiegeladene Modernisierer, der das Unternehmen im guten Geist fortführen wird.

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Der neue CEO sprüht vor Ideen, ist bereits tief drin in der Materie, argumentiert originell und gibt einleuchtende Beispiele: «Eine Düse», sagt er, «mit einem Durchmesser von zwei Millimetern kann ich nicht von Hand vermessen. Weil aber die Messung ungeheuer präzis sein muss, wird die Düse in einen Spannzangenhalter eingespannt.» Oder eben, das hatten wir bereits, Uhren, die zusammengebaut und repariert werden müssen. In einem anderen Fall sind es Zahnräder, die auf höchste Genauigkeit geschliffen werden müssen. Des Weiteren werden, in diesen sogenannten Futtern eingespannt, Kugellager gefräst, Implantate angepasst und optische Linsen vermessen. Eine Abweichung, das sei hier ebenfalls erwähnt, von 3-Tausendstel Millimeter ist gerade noch okay. Schweizer Qualitätsansprüche halt. Nicht mehr. Aber ganz bestimmt auch nicht weniger.

«Die Messung muss ungeheuer präzis sein.»

Diese ölig glänzenden Stahlringe, all die Stahlplatten, Zangen, Blockbacken und Positionszylinder sind also High-Tech-Geräte. Werkzeuge, von denen ich bis vor wenigen Stunden nicht mal gewusst habe, dass es sie gibt und ich im Alltag, zumindest gelegentlich, davon profitiere. Mal wieder etwas dazugelernt, denke ich mir, verabschiede mich von den charmanten Herren und mache mich, den Kopf voller Informationen und Gedanken, auf den Heimweg.

Während ich diese Zeilen schreibe, blicke ich nachdenklich auf meine Uhr; sie war ja ursprünglich der Auslöser dieser Reportage, und komme zu folgendem Schlusssatz: Gemäss Wikipedia sind Werkzeuge nicht zum Körper gehörende Objekte, mit dessen Hilfe die körpereigenen Funktionen erweitert werden, um damit ein Ziel zu erreichen. Exakt das tun die Mitarbeitenden bei Maprox. Und zwar auf enorm hohem Niveau.

Text: Stefan Del Fabro | Fotografie: Karine & Oliver

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