11. Januar 2018
Wundersame Inselwelt
Das Mann und die Insel
General Manager, auf einer Ferieninsel im Paradies? Was auf den ersten Blick nach Traumposten klingt, ist in Tat und Wahrheit ein ziemliches Übungsstück.
Im Kopf die eigenen Ideale, im Vertrag die Direktive der Besitzer und vor Ort die zunehmenden Begehrlichkeiten der Gäste. Peter Gremes, Hoteldirektor auf Reethi Beach, wirkt seit 14 Jahren auf den Malediven und macht diesen Spagat täglich.
Gegenüber den wahren Herausforderungen auf den Malediven muten die Wünsche der Hotelgäste schon fast trivial an. «Gottlob haben wir auf Reethi Beach angenehme Gäste – sie geniessen die Insel in ihrem Naturzustand, nutzen den Komfort mit Augenmass und schätzen unsere Bemühungen für die Umwelt», erklärt mir Peter. Der Schuh drückt ihn ganz woanders, nämlich beim Klimawandel und beim steigenden Meeresspiegel. «Beides», so fürchtet er, «lässt sich kurzfristig nicht aufhalten.» Punkto Plastikmüll hingegen, und der wird auch immer mehr, da liesse sich mit etwas gutem Willen rasch einiges ändern, legt Peter nach. Hätte er zudem völlig freie Hand, so würde er auch auf bestimmte Lebensmittel verzichten. «Einige davon sind von sehr weit her importiert und zudem völlig unnötig.»
Konsequent und mit System
Solche Schwachstellen nerven, unterkriegen lässt sich der kreative Schaffer davon aber nicht. Stattdessen macht er das, was er kann und wendet die Strategie der realistischen Ziele und die Taktik der kleinen Schritte an. Beides tut er konsequent. Und mit System. Beispielsweise inseleigenes Trinkwasser aufbereiten, Mücken ohne Pestizide bekämpfen, heimische Gewächse anziehen und anpflanzen, mit engagierten Gästen unbewohnte Inseln säubern oder mit ihnen gezüchtete Korallen aussetzen. «Mit der eigenen Trinkwasseraufbereitungsanlage sparen wir pro Jahr über 100’000 Plastikflaschen», so Gremes, «und mit biologischer Mückenbekämpfung haufenweise Gift und viel Geld».
Auf anderen Inseln wird gegen Moskitos gesprüht, oft zwei Mal täglich. An regenreichen Tagen sogar drei Mal. Mit chemischen Substanzen wohlbemerkt, die zwar toxisch sind, aber nur begrenzt Wirkung zeigen. Der Inseldirektor und sein Team gehen einen anderen Weg: «Wir wenden viel Zeit auf, um Brutstätten aufzuspüren und zu eliminieren», erklärt er und führt weiter aus: «Während des Südwest-Monsuns, wenn der Wind zeitweilig Moskitos von einer unbewohnten Insel zu uns herüberweht, setzen wir über, entfernen wir vor Ort Kokosnüsse mit Löchern, füllen mit Sand Hohlräume in Baumstämmen auf und setzen, wenn es Tümpel hat, Fische darin aus, welche die Larven fressen.» Peters Methode klingt aufwendig, ist aber nachhaltig und funktioniert. Notabene so gut, dass Reethi-Beach-Gäste weder Mücken erdulden noch deren Stiche erleiden müssen.
Jahr für Jahr wird Lebensraum zerstört
Sich mit Peter Gremes zu unterhalten ist spannend und lehrreich. Seine Ausführungen gehen unter die Haut. Machen betroffen. Sie stimmen traurig, wenn er über Korallenbleiche und Überfischung spricht, lassen Hoffnung schöpfen, wenn er von den gemeinsamen Projekten mit den Meeresbiologen Paul Marshall und Ameer Abdulla von Reef Ecologic schwärmt, zeigen eine Anekdote später aber auch schonungslos auf, dass Jahr für Jahr Lebensraum zerstört wird und dabei Artenvielfalt verloren geht. «Bis zu einem gewissen Grad kann sich die Natur anpassen. Sich regenerieren», so Peter. «Ich habe jedoch meine Zweifel, ob sie mit unserer Schrittfrequenz klarkommt.»
Ob es denn auch Grund für Optimismus gebe, will ich abschliessend von Peter wissen und wo wir Touristen Unterstützung bieten können: «Glücklicherweise gibt es immer mehr Initiativen von Vereinen, Schulen, Privatpersonen und Unternehmen, welche die Umweltprobleme ansprechen und die Konsequenzen aufzeigen», erklärt Peter Gremes und konkretisiert: «Dies lässt die Hoffnung zu, dass eine Generation nachkommt, auch in Politik und Wirtschaft, die den Profit nicht vor den Umweltschutz stellt.»
Möglichst wenig Strom verbrauchen und Wasser sparen
Zur Unterstützung sagt er: «Seit langem schon weisen wir die Gäste darauf hin, möglichst wenig Strom zu verbrauchen und Wasser zu sparen.» Sie würden dem fragilen Ökosystem zudem Gutes tun, wenn sie ihren Abfall prinzipiell wieder mit nach Hause nähmen, erklärt Peter weiter und setzt fort: «Edelweiss beispielsweise unterstützt dieses Ziel vorbildlich: Die Fluggesellschaft gibt beim Hinflug Kehrichtsäcke ab, welche die Gäste während des Aufenthaltes füllen und am Check-in beim Rückflug abgeben können. Edelweiss kümmert sich anschliessend um das Recycling. Helfen würde wahrscheinlich auch das Verwenden von umweltverträglichen Sonnenschutzmitteln, leider können wir das per dato aber weder messen noch belegen.»
Text: Urs Blöchliger | Fotografie: Urs Blöchliger
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