Die Katze bei’m Lomattobel | Feuilleton | Magazin Zürich

16. August 2015
Erzählungen rund um Zürich

Die Katze bei’m Lomattobel

Rund um den Üetliberg ranken sich zahlreiche Sagen, Legenden und Geschichten. Leider sind viele davon in Vergessenheit geraten oder gar verloren gegangen. Hinzu kommt, dass der noch bestehende gedruckte oder geschriebene Schatz sehr verstreut und oft tief im Verborgenen liegt.

Die Quellen, aus denen wir hier schöpfen, sind teilweise recht alt und stammen aus Zeiten, wo man altes Wissen in Erzählform weitergab und damit Werte- und Gesellschaftsverständnis vermittelte. Auch wenn man diesen Erzählungen heutzutage nicht mehr so recht glauben mag und auch ihr Weitergeben nicht mehr volkstümlich erscheint, so ist ihre Faszination ungebrochen.

Ein grossartiger Publizist und Erzähler war Rudolf Baur (1805 – 1877), der dichtende Bote von Sellenbüren aus dem Reppischtal. Von ihm stammt die nachfolgende Darstellung und ihm sei auch diese Veröffentlichung zum Andenken gewidmet.

Bei’m Lomattobel sitzet Nachts eine schwarze Katz’, Da, wer vorbei muß schwitzet, Und räumt geschwind den Platz. Sie schaut mit glüh’nden Augen drein; „Dieß muß ein Ungeheuer sein!“

Da habt ihr gut getroffen, Und bringt ihr mir’s nicht aus, So sage ich euch offen, Die kommt vom Lomatthaus. Ja, wenn ihr mich geduldig hört, Erzähl ich, was die Sage lehrt:

Vor zirka tausend Jahren, Da wohnte hier ein Weib, In schwarzer Kunst erfahren, Auch schwarz an Seel und Leib; Die Haare einzig waren roth, Ihr Auge floß noch als sie tod.

Sie hatte sich verbunden, Dem schwarzen Höllengeist, War in den Ruhestunden Zum Hexenplatz gereist, Dort walzte sie im Hexentanz Und half bei jedem Firlefanz.

Dafür that denn der Teufel Ihr was sie denkt’ und sinnt’, Doch wißt ihr ohne Zweifel, wie dieß ein Ende nimmt: Als nämlich der Accord war aus, War sie bei’m Brunnen hinterm Haus; Da nahm er sie beim Schopfe Und riß sie von der Stell, Mit abgedrehtem Kopfe Entführt er sie zur Höll. Und seitdem seht ihr sie als Katz’ Wie’s finster wird am gleichen Platz.

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  • Urs Blöchliger
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