Hotel Waldhaus Sils | Engadin | Magazin Zürich

12. September 2016
Ein Tipp aus erster Hand

Kraft- und Kulturort in Sils

Gäste vom Hotel Waldhaus werden mit Kultur und Natur reich beschenkt. Mit einem Alphornkonzert auf der Alp Clavadatsch etwa. Und anderem Liebreiz.

Auf der Suche nach Tipps für kreatives Schreiben findet man immer wieder den Hinweis, Adjektive sollen sparsam verwendet werden. Nun, das ist gar nicht so einfach, insbesondere dann, wenn man etwas dermassen Grossartiges wie das Waldhaus in Sils beschreiben will. Ich versuche es trotzdem und halte mich dabei an ein Zitat von Mark Twain: «When you catch an adjective, kill it.»

Na gut, Twains Zitat ging noch weiter, er sagte – ich übersetze den Rest jetzt mal: «Nein, ich meine nicht alle, aber die meisten davon – dann wird der Rest wertvoll. Sie schwächeln, wenn sie nahe beieinander stehen. Sie haben Kraft, wenn sie weit voneinander entfernt sind.» Warum ich mit Mark Twain und seinem Zitat beginne? Weil beides passt: so perfekt wie der Topf zum Deckel. Und beides liefert mir für diesen Beitrag Argumente in die Hände.

Stilgerechte Kulisse
Mark Twain, dessen bin ich mir fast sicher, hätte sich wohlgefühlt im Waldhaus. Nicht nur wegen der stilgerechten Kulisse, sondern weil sich hier sein Weg mit andern Schriftstellern und Denkern gekreuzt hätte. Friedrich Nietzsche starb acht Jahre bevor das Waldhaus erbaut wurde, hatte sich aber viele Sommer lang am Fusse des bewaldeten Hotelhügels in einem einfachen Zimmer eingemietet. Hier entstanden einige seiner Werke und auch die Inspiration zu seinem wichtigsten Buch, «Also sprach Zarathustra», hatte Nietzsche in der Nähe von Sils Maria. Dies nur so am Rande erwähnt.

Wie ich das sehe, war der Philosoph ein Trendsetter. Nicht nur, was seine Gedankengänge angeht, sondern auch, wie er seine Liebe für das Engadin bekundete. Er tat es derart leidenschaftlich, dass ihm haufenweise blitzgescheite Prominenz folgte: Hermann Hesse, Thomas Mann und Albert Einstein waren hier zu Gast – sie logierten im 1908 eröffneten Waldhaus. Und aller Wahrscheinlichkeit nach hätte sich auch Mark Twain dem Geist von Nietzsche nicht gänzlich entziehen können. Sicher ist: Mehr intellektueller Glanz, konzentriert auf einen derart kleinen Ort, ist kaum vorstellbar.

Eine Zeitreise in eine andere Welt
Es ist dieser Glanz, der das Waldhaus ausmacht. Damals genauso wie heute. Doch nicht alles, was glänzt, ist beschreibbar, weder in gescheiten Worten noch in ausdrucksstarken Bildern. Man muss diese Glorie erleben. Darum empfehle ich Folgendes: Tun Sie sich etwas Gutes und gehen Sie da mal hin. Vergessen Sie dabei alles, was Sie über Hotels wissen und zu wissen glauben. Suchen Sie sich ein hübsches Plätzchen, von denen gibt es eine ganze Menge, setzen Sie sich in einen der bequemen Fauteuils und lassen Sie das gesamte Bühnenbild auf sich wirken. Jetzt schliessen Sie die Augen und hören gut hin. In die Stille. In die vornehme Ruhe. In die Geschehnisse eines Hauses, das selbst zur Geschichte geworden ist. Wer sich darauf einlässt, dem ist eine Zeitreise in eine andere Welt gewiss.

Ein solcher Ausflug, davor sei ausdrücklich gewarnt, hat hohes Suchtpotenzial. Ein Mittel dagegen gibt es nicht. Es ist, als würde man eine Medizin gegen die Liebe suchen. Ein aussichtsloses Unterfangen. Man kann sich dem nur stellen, was in diesem Fall bedeutet, man geht wieder hin. Der eine und andere kritische Leser mag mir jetzt nachsagen, ich würde an diesem Punkt etwas dick auftragen. Kann ich nachvollziehen. Mir ging es vor nicht allzu langer Zeit genauso und ich konnte für die «Schwärmerei» von Freunden und Bekannten ebenfalls nur begrenzt Verständnis aufbringen. Die Neugier aber war geweckt, irgendwann wollte ich selber dahinterkommen, was am Waldhaus so besonders ist. Es kam, wie es kommen musste, und jetzt bin ich einer von denen, die dem Zauber dieses Hauses mit Haut und Haar verfallen sind.

Mit allen Sinnen auskosten
Apropos Neugier: So ganz ohne Bilder geht es nun doch nicht. Ich denke mir, sie bringen am besten zum Ausdruck, für was sich Nietzsche so begeistern konnte – nämlich eine grandiose Landschaft, die es duldet, angefasst zu werden. Die sich mit allen Sinnen auskosten lässt und direkt vor der Haustüre liegt. Und das ist wörtlich gemeint. Darüber hinaus dokumentieren sie in bester Manier, was Waldhaus-Gäste auf der Alp Clavadatsch hautnah erlebt haben: ein Alphornkonzert nach alter Väter Sitte, bei Wetter wie aus dem Bilderbuch. Wenn ich es jetzt geschafft habe, Sie für das Waldhaus zu begeistern, ohne den Text mit Adjektiven zu überwürzen, dann habe ich mein Ziel erreicht und sie haben eine Vorstellung davon, was Sie erwartet.

Text: Urs Blöchliger | Fotografie: Urs Blöchliger

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