Urs Blöchliger | Publizist | Magazin Zürich

22. August 2016
Weder spiessig noch gestrig

Der erste Eindruck zählt

Ob es gefällt oder nicht, Kleiderordnungen in Unternehmen haben absolut ihre Richtigkeit. Punkt und Sand drauf.

Ich höre Sie jetzt laut und deutlich sagen: «Das ist spiessig und gestrig.» Das mag sein, doch ich bleibe trotzdem bei meiner Behauptung und sage auch warum: Arbeitnehmer sind Repräsentanten ihrer Arbeitgeber, und so sollten sie auch auftreten. Will sagen: Das Erscheinungsbild ist der Unternehmenskultur anzupassen. Wem dieser Gedanke nicht behagt, der passt da nicht hin und möge sich bitteschön am freien Markt neu orientieren. Basta.

Sagt einer, der mit seiner Aufmachung aus der Reihe tanzt. Wer mich kennt, der weiss, dass ich gerne polarisiere und wenn nötig provoziere. Beides kann ich mir herausnehmen, denn ich bin selbständig Erwerbender und muss jede Suppe, die ich mir einbrocke, auch selber auslöffeln. Kommt hinzu, dass in meinem Beruf eine Dosis Selbstinszenierung unumgänglich ist. Aber das ist eine andere Geschichte, darüber schreibe ich eventuell im nächsten Editorial.

«Untersuchungen untermauern diese These.»

Zurück zum Thema. Wissen Sie, warum der erste Eindruck zählt? Weil er in der Regel stimmt. Nicht ich sage das, sondern qualifizierte Menschen mit Psychologiestudium. Untersuchungen untermauern diese These. Sie belegen auch, dass unser Eindruck über eine Person oft mit den Eigenschaften übereinstimmt, welche diese selbst angibt. Krass, oder? Jetzt könnte man natürlich argumentieren, dass man ein Buch nicht nach seinem Umschlag beurteilen soll. Das hilft aber kaum weiter. Ob wir wollen oder nicht, unser Erscheinungsbild gibt wichtige Hinweise über unsere Identität und macht Aussagen über unsere Persönlichkeit – mitunter sind die sogar ziemlich heftig. Und all dies, ohne dass wir auch nur einen Moment den Mund aufmachen.

Nicht auf Kosten seines Arbeitgebers
Schon klar, heutzutage ist viel von Selbstverwirklichung die Rede und davon, dass man sich von äusseren Einflüssen und Zwängen befreien will. Dagegen gibt es nicht viel einzuwenden. Ausser, dass jeder dies gütigst auf eigene Rechnung machen soll und nicht auf Kosten seines Arbeitgebers. Um es ganz klar auszudrücken: Ordnungshüter mit sichtbaren Tattoos auf den Armen sind mir suspekt. Die Dame am Schalter mit reichlich Metall im Gesicht kann ich nicht ernst nehmen. Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes in kurzen Hosen und Hawaiihemd wirken auf mich unqualifiziert und Lehrpersonen im Minirock oder Schlabberlook dünken mich für die Wissensvermittlung ungeeignet. Ob dem tatsächlich so ist, vermag ich nicht zu sagen; aber es erweckt den Eindruck. Und damit wären wir wieder bei Absatz zwei. Danke für Ihre Aufmerksamkeit.

Text: Urs Blöchliger| Fotografie: Karine & Oliver

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